Straßenpässe mit Wohnmobil – Stilfser Joch

In den vergangenen Tagen schrieb ich bereits über die Befahrung der Silvretta-Hochalpenstraße in Österreich, dem Grimselpass und Oberalppass in der Schweiz sowie über den Col du Lautaret. Heute geht es in die italienischen Alpen, wo natürlich auch zahlreiche Alpenpässe die Täler miteinander verbinden und tolle Erlebnisse ermöglichen.

In Italien, genauer gesagt in Südtirol, begeben wir uns mit diesem Beitrag auf das Stilfser Joch:

Lage/Allgemeines:

Das Stilfser Joch liegt im gleichnamigen Nationalpark und ist zugleich die Grenze zwischen den italienischen Provinzen Lombardei im Westen und Südtirol im Osten. Nur 100 Meter nördlich des Passübergangs befindet sich außerdem schon das Staatsgebiet der Schweiz. Um das zu erreichen, muss man lediglich eine kleine Steigung hinauf gehen. Der dortige Grenzstein markiert die Dreisprachenspitze, da im dortigen Schweizer Graubünden Rätoromanisch, in der Lombardei Italienisch und in Südtirol Deutsch gesprochen wird. Sowohl vom Pass als auch von der Dreisprachenspitze hat man einen wunderbaren Blick auf den Ortler, dem höchsten Berg von Südtirol. Dieser erhebt sich nämlich gleich auf der anderen Seite des Trafoi-Tales, das auf Südtiroler Seite in Richtung Vinschgau führt. Im Winter ist der Pass gesperrt.

Höhe:

Auf dem Hinweisschild an der Passhöhe steht die Angabe von 2.758 Metern über dem Meer. Ist nur schwer zu lesen, da jeder Ankömmling meint, das Schild mit einem Vereinswappen und dergleichen bekleben zu müssen.

Maut:

Eine Fahrt auf das Stilfser Joch ist mautfrei.

Westrampe:

Zur Westrampe in der Lombardei kann ich leider nichts sagen, da ich das Stilfser Joch nur von der Südtiroler Seite aus kennen gelernt habe. Es sind jedoch bis zum nächsten, nennenswerten Ort Bormio rund 1.500 Höhenmeter, die in 41 Spitzkehren zu bewältigen sind. An der 12. Spitzkehre vom Pass aus betrachtet, zweigt rund 250 Höhenmeter unterhalb des Stilfser Jochs eine Straße zum Umbrailpass in Richtung Schweiz ab.

Ostrampe:

Die Ostrampe hat auf ihrer gesamten Länge 48 Spitzkehren. Diese sind von oben nach unten durchnummeriert. Bei der Auffahrt zählt man also wie bei einem Countdown rückwärts. Die ersten beiden Serpentinen, also Nummern 48 und 47 erreicht man in einer Höhe von etwas unter 1.400 Metern. Danach geht es noch geradeaus weiter durch das Tal bis in die Ortschaft Trafoi, wo die nächsten Kehren warten. Im Ort gibt es einen Campingplatz und ein Informationszentrum über den Nationalpark, das naturatrafoi. Hinter Trafoi wird es dann interessant, wenn eine Kehre der nächsten folgt. In der Kurve mit der Nummer 22 befindet man sich bereits auf einer Höhe von 2.200 Metern, wo sich das Hotel und Restaurant Franzenshöhe erhebt.

Übernachten auf dem Pass:

Ich habe bei meiner Ankunft am Morgen ein Wohnmobil dort stehen sehen, das vermutlich die Nacht dort verbrachte. Auch unterhalb des Passes waren in kleinen Einbuchtungen der Spitzkehren Wohnmobile zu sehen, die bereits am Tag zuvor angereist sein müssen. Allerdings würde ich dort nicht übernachten und rate davon ab, weil man sich in einem Nationalpark befindet.

Angebot auf dem Pass:

Auf dem Stilfser Joch gibt es kaum etwas, was es nicht gibt: Zahlreiche Souvenirgeschäfte, mehrere Restaurants, ein Hotel und einige Bratwürstl-Stände, die völlig überteuerte Bratwürstchen anbieten. Interessant fand ich die kleine Kapelle und eine Bank, die den höchstgelegenen Bankschalter Europas beherbergt. Außerdem befindet sich innerhalb der Bank noch ein kleines Museum mit einer Ausstellung über das Stilfser Joch und über den Bau der Straße. Traurig war lediglich, dass sich außer mir niemand für das Museum zu interessieren schien, obwohl es kostenlos ist. Da werden draußen auf dem Pass lieber die zahlreichen Motorräder bewundert, die in Reih und Glied stehen.
Bereits angesprochen habe ich die Dreisprachenspitze, die sich oberhalb des Passes befindet und zugleich die Grenze zur Schweiz markiert. Außerdem gibt es einige schöne Wanderungen, von denen ich folgende empfehle:

Empfehlung und Wanderung:

Wer den Pass nicht überqueren, sondern nur sehen will, für den empfehle ich eine Übernachtung auf dem ruhigen Campingplatz in Trafoi. Um das Wohnmobil zu schonen, kann man nämlich ganz bequem mit dem Bus von Trafoi zum Stilfser Joch hinauf gefahren werden. Das ist mindestens genauso aufregend wie die eigene Fahrt, besonders, wenn man ganz hinten sitzt. Die einfache Fahrt kostet etwas über sechs Euro.
Diese Fahrt kann man wirklich prima mit einer rund vierstündigen Wanderung kombinieren, bei der man wieder nach Trafoi und zum Campingplatz zurückgelangt. Dabei folgt man ab der Dreisprachenspitze dem Wanderweg 20 (Goldseeweg) die gesamte Zeit leicht bergab bis zur Bergstation der Furkelhütte, die sich immer noch auf über 2.100 Höhenmetern befindet. Von da an geht es dann rund 600 Höhenmeter auf dem Wanderweg Nummer 17 steil bergab bis Trafoi. Bei dieser Wanderung im alpinen Bereich hat man einen schönen Blick über das Trafoital hinüber zum Ortler und nach Norden sogar bis in das Vinschgau. Es gibt natürlich noch weitere Wanderwege am Stilfser Joch, weswegen ich den Gang in das Naturparkzentrum naturatrafoi unbedingt empfehle. Es gibt dort nicht nur eine sehr schöne Luftbildkarte für nur 3 Franken, sondern auch eine sehr kompetente und freundliche Mitarbeiterin, die wirklich gute Tipps parat hat.

Fazit:

Das Stilfser Joch gilt als der zweithöchste Pass der Alpen und es bietet einen wirklich spektakulären Blick zurück auf die Passstraße in Südtirol. Doch man sollte sich auf einen ziemlichen Touristenrummel einstellen. Diesem kann man aber wunderbar entgehen, wenn man meinen obigen Tipp mit dem Bus und der Wanderung berherzigt.

Zum Abschluss noch ein Video von der Busfahrt auf das Stilfser Joch:

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Weiter geht es mit dem Col du Galibier in Frankreich.

17 Kommentare zu „Straßenpässe mit Wohnmobil – Stilfser Joch“

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  7. Hallo,
    ich hatte an dieser Stelle eigentlich Informationen erwarte, bezüglich Höhe und Breite der Durchfahrt der Tunnel die auf der Strasse auf dem Stilfser Joch zu beachten sind, vor allem mit Wohnmobil. Wer also von Österreich kommend über das Stilfser Joch nach Italien fährt muss auf dem Berg durch sehr schmale und enge Tunnel fahren. Hier ist es unbedingt notwendig zu wissen wie breit und wie hoch ein Wohnmobil sein darf. Ich habe bisher nirgends Daten gefunden. Ich bin mit meinem VW T5 dort durchgefahren, habe es abver versäumt bezw. keinen Meter dabei gehabt das auszumessen und dachte dass ich diese Informationen im Netz finde. Bislang allerdings habe ich nichts gefunden. Ich bin skeptisch, dass man da mit einem Wohnmobil durchfahren kann um über den Pass bis nach unten nach Menton zu kommen.

    1. Hallo,

      Ihnen ist aber schon klar, dass das hier eine private Seite ist und keine Beschreibung, die einen lexikalischen Anspruch hat? Daher schreibe ich es hier so, wie es mir in Erinnerung geblieben ist. Daher werde ich sicherlich auch nicht mit der Messlatte unterwegs gewesen sein. Davon abgesehen frage ich mich, ob Sie nicht vielleicht einen Pass verwechseln? Am Stilfser Joch gibt es – zumindest auf Südtiroler Seite – keine Tunnel. Auf Seiten der Lombardei gibt es einige Galerien, die ich aber nicht unbedingt als eng bezeichnen würde. Erstaunlich ist aber, wie Sie vom Stilfser Joch nach Menton gelangen wollen? Am Passende wartet Bormio. Menton ist an der Mittelmeerküste…

  8. Hallo

    Darf ich das Bild mit dem Bus auf der Straße verwenden? Es ist nämlich ein Fahrzeug von unserem Busunternehmen.

    Grüße vom Stilfserjoch
    Manuel

    1. Hallo Manuel,

      danke für die Anfrage. Möglicherweise ist es nicht aufgefallen, aber ich bin Reisejournalist- und fotograf. Daher bestreite ich meinen Lebensunterhalt unter anderem vom Verkauf meiner Bilder. Da die Bilder auch in den von mir verfassten Reiseführern abgedruckt werden, kann ich einer freien Verwendung nicht zustimmen. Anfragen zu Preisen mit der Angabe für welchen Verwendungszweck bitte nur per Mail.

      Herzliche Grüße
      Michael Moll

  9. Kann es sein, daß hier „Ostrampe“ und „Westrampe“ vertauscht wurden?
    Im Osten des Passes liegt doch Südtirol mit Trafoi, auf der Westseite geht es in die Lombardei nach Bormio.

  10. Der Stevio Pass ist wunderschön und auch toll mit dem Wohnmobil zu fahren.
    Ich hab das vorletztes Jahr eher zufällig getan ohne zu wissen dass der Pass so prägnant ist, aber ich hatte keinerlei Probleme. Mein Wohnmobil hat allerdings auch ein Chiptuning.
    Ich bin begeistert von dieser Webseite und freue mich über jeden neuen Beitrag, vor allem Italien, Kroatien, Südtirol und Österreich betreffend.

    Ganz liebe Grüße von Sonja!

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