Wandern rund um Bonn – Von Rhöndorf zur Löwenburg

Von Rhöndorf zur Löwenburg
Man darf nie vergessen: Jeder Baum wird klein gepflanzt (K. Adenauer)

Pkw/Parken: Parkplatz in der Löwenburgstraße, Bad Honnef-Rhöndorf
ÖPNV: Stadtbahnlinie 66 zwischen Bonn Hbf. und Bad Honnef bis Rhöndorf
Rundweg: Ca. 9,6 Kilometer/3–3,5 Stunden
Streckenprofil: Langer Aufstieg auf breiten Wegen, steiler Abstieg auf gratähnlichen Pfaden
Einkehr: Café Profittlich, Drachenfelsstraße 21, 53604 Rhöndorf, Tel. (0 22 24) 27 96, www.cafe-profittlich.de (Mo geschl.); Café Am Ziepchen, Drachenfelsstraße 32, 53604 Rhöndorf, Tel. (0 22 24) 47 67; Löwenburger Hof, Margarethenhöhe, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 23) 2 44 46, www.loewenburger-hof.de
Am Wegesrand: Ziepchenbrunnen; Konrad-Adenauergrab; Löwenburg; Siebengebirge; Konrad-Adenauer-Haus

Ein sanfter Aufstieg durch einen ruhigen Wald, in dem abgesehen vom Rascheln der Blätter und vom Singen und Zwitschern der Vögel nichts zu hören ist, wird damit belohnt, dass man auf einem der schönsten Gipfel des Siebengebirges steht. Auf diesem Gipfel finden wir nicht nur eine sehenswerte, alte Burgruine er bietet uns auch einen wunderbaren Ausblick weit über das Gebirge hinaus. Im leichten Auf und Ab geht es über zwei weitere kleinere Gipfel wieder zurück nach Rhöndorf mit seiner malerischen Kulisse.

Wir gehen durch die kleine Löwenburgstraße, die am S-Bahnhof beginnt und einige Parkplätze bereit hält, und treffen auf das Café Profittlich und das Café Am Ziepchen, wo wir uns vorab für die Wanderung stärken können. Wir wandern am historischen Ziepchenbrunnen, auch Ziepches oder Drachenfelsquelle vorbei weiter durch die Löwenburgstraße mit ihren ehrwürdigen Fassaden und hübschen Fachwerkhäusern. Linker Hand passieren wir ein Hinweisschild zum Konrad-Adenauer-Haus, das wir zum Abschluss unserer Wanderung besuchen werden. Am linken Wegesrand fließt uns der in einer steinernen Rinne eingezwängte schmale Fonsbach entgegen, während wir langsam aufwärts wandernd die letzten Häuser Rhöndorfs hinter uns lassen und dem Wald zustreben. Dem Waldfriedhof zu unserer Linken statten wir einen kurzen Besuch ab und folgen dem weißen Pfeil auf blauem Grund, der uns zum Grab von Konrad Adenauer am oberen Ende des unter dichten Bäumen liegenden Friedhofs führt.

Konrad Adenauer kam 1876 in Köln zur Welt und war ein echter Rheinländer. Bereits im Alter von 41 Jahren wurde er zum jüngsten Oberbürgermeister seiner Zeit gewählt. Diesen Titel hatte er fast 16 Jahre inne, bis er von den Nationalsozialisten aus dem Amt gehoben wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg legte er eine rasante Karriere in der noch jungen CDU zurück und wurde 1949 im Alter von 75 Jahren zum ersten Kanzler der neugegründeten Bundesrepublik Deutschland. Er machte sich in der Hauptstadtfrage für Bonn stark und begann eine Aussöhnung mit den ehemaligen Feinden Deutschlands, allen voran mit Frankreich. Er reiste nach Moskau, um mit der damaligen sowjetischen Führung über die erfolgreiche Freilassung der letzten 9.626 deutschen Kriegsgefangenen zu verhandeln. Drei Mal wurde er wiedergewählt, bis er 1963 im Alter von 87 Jahren von seinem Amt als Bundeskanzler zurücktrat. Adenauer wurde mit einem Staatsbegräbnis im Kölner Dom geehrt, bevor der Sarg mit seinem Leichnam auf einem Schnellboot der Marine nach Rhöndorf, seinem Wohnsitz, überführt wurde.

Wir wenden uns vor dem Adenauergrab nach links, passieren die Alte Kapelle und verlassen über die steinernen Treppen diese ruhige Begräbnisstätte. An dem Wanderweg biegen wir nach links ab und folgen ihm bergauf. An einer Gabelung wählen wir den rechten Aufstieg und genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit des Waldes. Nur kleine Waldbewohner huschen aufgeregt über den Weg, wenn wir uns langsam nähern und Gast in ihren Lebensraum werden. Auf dem stets bergauf führenden Weg halten wir uns an einer weiteren Gabelung rechts und kommen an einem hölzernen Unterstand vorbei. Mit mehreren Kurven führt uns der Weg schließlich zu einer sogenannten Insektenwand, die Lebensraum für Hornissen und Bienen ist. Aus sicherer Entfernung schauen wir dem lebhaften Treiben der fliegenden Insekten zu und lauschen dabei ihrem Summen. Kurz darauf erreichen wir eine Wegekreuzung, umgeben von mehreren Streuobstwiesen, deren herabgefallenes Obst die Insekten mit Nährstoffen versorgen.

Wir wenden uns an der Infotafel mit einer Landkarte nach rechts und wandern zum Restaurant Löwenburger Hof, in dem wir uns nach dem steilen Aufstieg eine Pause auf der Terrasse verdient haben. Unsere Route führt uns aber unterhalb der Gaststätte weiter. Nur wenige Meter später folgen wir an einer Gabelung dem rechts bergaufführenden Waldweg mit der Beschilderung zur Löwenburg. Wir wandern an der rot-weißen Schranke vorbei und wenden uns wenig später nach links. Der dicht bewaldete Hang gibt nur ein einziges Mal einen Ausblick auf die umliegenden Täler frei, doch am Ende des Wegs haben wir schließlich den höchsten Punkt des Berges Löwenburg erreicht und befinden uns inmitten der gleichnamigen Ruine Löwenburg, wo wir uns dem prachtvollen Panorama hingeben.

Die Löwenburg ist mit 455 Metern Höhe der zweithöchste Berg des Siebengebirges und bietet Ausblicke bis in den Westerwald, das Rheintal und bei sehr guter Wetterlage lässt sich sogar der Kölner Dom deutlich erkennen. Die Burg gleichen Namens wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts erbaut und bestand aus einer Hauptburg, einer Vorburg und einer äußeren Ringmauer. Die Elemente sind auch heute noch gut zu erkennen, obwohl die Burganlage bereits im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde und anschließend dem Verfall ausgeliefert war. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Burg noch einmal als Festungsanlage genutzt, da sie wegen ihrer exponierten Lage als idealer Beobachtungsposten für die Flugabwehr diente, und von den amerikanischen Truppen unter schweren Beschuss genommen. Heute ist die Löwenburg mit ihren steil aufragenden Wänden und kleinen steinernen Mäuerchen ein friedlicher und bei Wanderern beliebter Ort, der zum Verweilen und Genießen einlädt und wo man auf dem grasbewachsenen Boden der Vorburg auch seine Picknickdecke ausbreiten kann.

Nachdem wir die umliegenden Berge ausgemacht und unser Picknickgedeck wieder verstaut haben, wenden wir uns dem Abstieg zu. Zunächst wandern wir ein Stück auf demselben Weg hinab, wenden uns jedoch an der ersten Möglichkeit hinter dem oben erwähnten Aussichtspunkt nach rechts. Der schmale, wurzelige Pfad bringt uns sanft bergab. Wir umrunden den Gipfel des Berges Löwenburg komplett, denn wir erreichen wieder den Löwenburger Hof und erreichen das uns bereits bekannte Wegekreuz. Vor der Infotafel gehen wir nach links und halten uns auch an der folgenden Gabelung links. Wir folgen dem breiten Waldweg, bis wir nach einiger Zeit auf einen Stein am Wegesrand treffen, der uns nach rechts auf den Weg zu den Breibergen weist. Der wurzelige Weg führt uns zunächst steil abwärts, kurz darauf wieder leicht ansteigend durch den dichten Wald, in dem Eichhörnchen an den Rinden der Buchen auf und ab wuseln.

Wir wandern auf einem schmalen Grad weiter über den 299 Meter hohen Kleinen Breiberg bis zur Breibergschutzhütte und nutzen an der Gabelung den linken Weg, um nach wenigen Metern zum Aussichtspunkt des Großen Breibergs zu gelangen. Dort genießen wir einen letzten schönen Ausblick auf das Siebengebirge und erkennen von links nach rechts den Drachenfels, den Berg Wolkenburg sowie den dahinterliegenden Petersberg.

Es krachte und rumpelte und große Mengen Asche wurden ausgestoßen, während aufsteigender Rauch den Himmel verdunkelte – dort, wo sich heute herrliche Wanderwege und ausgetretene Pfade unter zwitschernden Vögeln zu grandiosen Aussichtspunkten schlängeln und der Wanderer sich wohl fühlt, entstand vor rund 25 Millionen Jahren ein Höhenzug, welchen wir heute als Siebengebirge bezeichnen. Seine wichtigsten und als „Große 7“ bekannten Erhebungen bringen es mit dem Großen Ölberg auf 460 Meter. 5 Meter niedriger ist die Löwenburg, gefolgt vom Lohrberg (432 Meter), Nonnenstromberg (335 Meter), Petersberg (331 Meter), Wolkenburg (324 Meter) und dem berühmten Drachenfels mit einer Höhe von 321 Metern. Über die Entstehung des Namens Siebengebirge existieren mehrere Erklärungen, von denen jedoch keine eindeutig belegt werden kann. Sie reichen von der Ableitung vom Wort Siefen, welches ein feuchtes Bachtal umschreibt bis zur Vermutung, dass es sich um die Sieben Gipfel handeln soll, die man vom Rhein aus sehen kann – allerdings je nach Standort unterschiedliche. Die Annahme, dass der Name auf sieben Riesen zurückzuführen sei, die hier nach getaner Arbeit ihre Spaten reinigten und sieben Berge zurückließen, kann jedoch als Legende betrachtet werden. Das Siebengebirge wurde schon von den Römern als Trachytsteinbruch genutzt. Auch für den über 3 Jahrhunderte dauernden Bau des Kölner Doms wurden Steine aus dem Siebengebirge geschlagen. Doch das Gebirge lieferte auch Kupfererze und Zink, das in mehreren Stollen abgebaut wurde. Um diesen schwerwiegenden Zerstörungen des Landschaftsbildes Einhalt zu gebieten, erwarb bereits die preußische Regierung den Drachenfels und stellte ihn in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter Schutz. Mittlerweile ist das gesamte Siebengebirge ein Naturpark mit einer Fläche von 4800 Hektar und einem Wanderwegenetz von über 200 Kilometern.

Wir kehren zurück zur Breibergschutzhütte und folgen unserem Weg weiter. Wir wandern auf einem schmalen Pfad, der nach rechts steil abfällt, und lassen uns dabei zunächst für ein kurzes Stück von dem blau-weißen Symbol des als Premiumwanderweg ausgezeichneten Rheinsteigs leiten. Unser Weg verläuft stets bergab, bis wir auf einen Zaun treffen und uns vor diesem nach rechts wenden. An der nächsten Möglichkeit halten wir uns links und nutzen an dem Zaun eines Wohnhauses einen sehr schmalen Pfad, der uns hinab führt und dann durch einem schmalen Durchgang zur Löwenburger Straße bringt. Hier wenden wir uns nach links, und nach dem Haus Nummer 34 biegen wir erneut nach links durch einen schmalen Durchlass und erreichen etwa 400 Meter später das KonradAdenauer-Haus, in dem der erste Bundeskanzler lange Zeit seines Lebens verbrachte.

Wir kehren zur Löwenburger Straße zurück, wandern nach links und können unsere Wanderung bei einer Tasse Kakao in einem der beiden Cafés Revue passieren lassen. Unseren Ausgangspunkt erreichen wir am Ende der Straße.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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