Mit dem Wohnmobil ins Baltikum – Nach Tallinn in Estland

Narva – Tallinn
Entfernung: ca. 255 km, ohne Abstecher.
Strecke: Straße 1/E20 über Kohtla-Järve bis Pada – Straße 20 bis Kunda – Nebenstraßen über Altja, Sagadi und Palmse bis Loksa – Straße 85 – Straße 1/E20 bis Tallinn.
Abstecher: kleinere Abstecher in Stichstraßen, die zu diversen Küstenorten führen.
Reisedauer: Mindestens zwei Tage.
Höhepunkte: Ostsee mit Steilküste**, Lahemaa-Nationalpark**, Besichtigung der Stadt Tallinn***.

Route: Da Narva mehr oder weniger eine Sackgasse ist, fahren wir nun zuerst einmal rund 40 km zurück bis zum Abzweig nach Voka, wo wir rechts abbiegen, um auf der Küstenstraße nach Kohtla-Järve zu gelangen. ●

Wohnmobil-Stellplatz, am Hotel Laagna, Tel.: 39-25 90 0, E-Mail: info(at)laagna.ee, Web: www.laagna.ee, befindet sich ein großer Parkplatz für rund 40 Wohnmobile. Gelegen ist das Hotel 12 km westlich von Narva auf der rechten Seite. Die Einfahrt erscheint nach einer langgezogenen Linkskurve. V & E für Wohnmobile.
Camping Raudkivi Talu, Tel.: 56-66 14 92 oder 52-55 02 5, Web: http://web.zone.ee/raudkivi. Kleiner Privatplatz (0,5 ha) für 8 Wohnmobile oder Zelte, direkt an der Straße 1/E20 auf der rechten Seite, ca. 15 km westlich von Narva, gelegen. Einfache Standardausstattung.

Nach rund 20 Minuten Fahrt erreicht man den kleinen Badeort Sillamäe. Dieser Ort war viele Jahre von der Außenwelt abgeschlossen, weil hier ein militärisches Kraftwerk betrieben wurde. Als die streng geheime Anlage geschlossen wurde, öffnete sich die Seestadt auch wieder für den Tourismus. Denn schon im 18. Jahrhundert war Sillamäe ein Urlaubsort, damals für Intellektuelle aus Estland und Russland. Heute ist Sillamäe eine Stadt mit typischer Architektur des Stalinismus, was man an der Innenstadt mit seinen breiten Boulevards und Alleen spürt.

Praktische Hinweise – Sillamäe
Restaurant Peetri Pizza, Viru pst 35, Tel.: 39-24 19 9. Mit großer Terrasse im Einkaufszentrum an der Hauptstraße gelegen, estnische Pizzerienkette.
Avalik Internetipunkt, Geoloogi 18, Tel.: 39-25 04 6.
Krunk Hotell, Kesk 23, Tel.: 39-29 03 0, E-Mail: orders(at)krunk.ee, Web: www.krunk.ee. Kleines, privat geführtes Hotel mit einfachen aber zweckmäßigen Zimmer.

Westlich von Voka liegt mit 2.500 Einwohnern die kleine Ortschaft Toila, in der sich ein schöner Park befindet. In diesem erhob sich bis zum Zweiten Weltkrieg die Sommerresidenz des ersten estnischen Präsidenten. Im Krieg wurde sie zerstört. Ansonsten sollte Toila wegen des 20 km langen Steilküstenabschnittes besucht werden. Dieser reicht bis nach Saka und ist stellenweise bis zu 56 m hoch. Zugleich befindet sich an dieser Felsformation der höchste Wasserfall Estlands. Man kann ihn schön von einer eigens angebrachten Plattform aus beobachten. Die Steinschichten der Küste verraten die geologische Geschichte Estlands und geben einen Blick auf die letzten rund 500 Mio. Jahre. Die Esten sind sehr stolz auf diese Kalksteinküste, zumal es sich bei Kalk um ihren Nationalstein handelt. Nicht umsonst haben sie den Bereich zwischen Toila und Saka als Kandidat für die Aufnahme in die Liste UNESCO-Weltnaturerben vorgeschlagen. Einen schönen Aussichtspunkt gibt es beispielsweise zwischen den beiden Dörfern Valaste und Ontika aber auch schon auf dem Weg dorthin hat man während der Fahrt einen weiten Blick über den Finnischen Meerbusen, einfach rechts anhalten ist fast überall möglich.

Bei Toila selbst gibt es, nur wenige Meter vom Campingplatz entfernt, einen von elf deutschen Soldatenfriedhöfen in Estland. Dieser wurde im Jahr 2002 durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeweiht und ist die letzte Ruhestätte für ca. 2.000 Soldaten aus Deutschland und Estland, die bei den Kämpfen um die Front von Narva im Jahr 1944 fielen.

Praktische Hinweise – Toila
Restaurant Fregatt, Pikk 18, Tel.: 33-69 64 7. Empfehlenswertes Fisch-Restaurant im Zentrum von Toila. Geöffnet von So – Do 12 – 22.00 Uhr, sonst bis 24.00 Uhr.
Hotel Toila Sanatoorium und Campingplatz, Ranna 12, Tel.: 33-42 90 0, Fax: 33-42 90 1, E-Mail: info(at)toilaspa.ee, Web: www.toilaspa.ee. Direkt neben dem oben erwähnten Park und dem Soldatenfriedhof liegt dieser Hotelkomplex mit 270 Übernachtungsplatzen in komfortablen Einzel- und Doppelzimmern. Vom Restaurant aus hat man einen schönen Blick auf die Ostsee. Zum Haus gehören auch kleine Chalets mit jeweils 5 Betten. Im Untergeschoss sind ein 25 m langes Schwimmbecken sowie eine Sauna und ein Schönheitssalon untergebracht. Am Haus befindet sich Platz für 25 Wohnmobile sowie eine kleine Zeltwiese unter Bäumen eine Entsorgungsmöglichkeit ist nicht gegeben, dafür aber die Versorgung mit Frischwasser. Zum Platz gehört auch ein sauberes und modernes Sanitärgebäude mit kleiner Küche, Standardausstattung. Über eine Treppe gelangt man an der Steilküste hinab zum Kiesstrand, es gibt jedoch keinen direkten Zugang zum Meer vom Campingplatz aus.

Kohtla-Järve ist eine schnell wachsende Gemeinde mit rund 50.000 Bewohnern, die erst 1946 den Rang einer Stadt erworben hat. Als industrieller Mittelpunkt Estlands produziert die Stadt das wichtigste Exportgut des Landes, Ölschiefer. Ähnlich wie im Ruhrgebiet sieht man auch in der Umgebung von Kohtla-Järve zahlreiche Abraumhalden der hiesigen Minen und Bergwerke. Diese reichen sogar bis in eine Höhe von 100 m. Amüsant ist hierbei der Gedanke, dass dies die einzigen wirklichen Berge in Estland sind, die man auch als solche erkennt. Hierzu gibt es im Ort auch ein Museum, das anschaulich unter Tage führt und die Arbeit der Bergleute zeigt. Es befindet sich in der Keskallee 19 und hat wie folgt geöffnet: Mo – Fr 9 – 17.00 Uhr. Weitere Informationen erhält man auch unter Tel.: 33-24 70 1.

Praktische Hinweise – Kohtla-Järve
Restaurant Trilobiit, Os. Tuuslari 10, Tel.: 33-44 10 1.
Greta Bar, Os. Tourjõe 23, Tel.: 33-27 61 0.
Hotel Alex, Kalevi 3, Tel.: 33-96 23 0, Fax: 33-96 24 1, Web: alex.ee, E-Mail: alex(at)alex.ee. Zentral in Kohtla-Järve gelegen befindet sich das Hotel in der zweiten Etage eines dreistöckigen Gebäudes. Die 10 modernen Zimmer sind mit Farb-TV und Telefon ausgestattet. In der ersten Etage befindet sich das gleichnamige Lokal, in dem am Wochenende Live-Musik gespielt wird. Über den Hotelzimmern in der dritten Etage ist eine kleine Spielhalle mit Billard und einarmigen Banditen untergebracht.

Route: Auf der A1 geht es weiter in Richtung Westen. Am kleinen Örtchen Pada biegen wir jedoch ab auf die Straße 20, die uns auf schnurgerader Strecke nach Kunda bringt. Von dort geht es an der Küstenstraße weiter bis Loksa und dem Naturschutzgebiet Lahemaa. ●

Zuvor passieren wir jedoch noch zwei Abzweigungen, die wieder zur Küste führen. Zum einen geht es zum Ort mit dem kürzesten Namen in Estland, Aa. Dort befindet sich eines der ältesten Gutshäuser im Barockstil. Der zweite Abzweig führt nach Purtse. Dort steht ebenfalls ein Herrenhaus. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist sehr gut erhalten. Heute werden dort zahlreiche Konzerte veranstaltet.

Das nördlichste Naturschutzgebiet Estlands ist Lahemaa. Viel Wald und zahlreiche kleine Fischerdörfer machen diese Region zu einem schönen Erholungsgebiet. Vor allem für die Hauptstädter ist das 1971 gegründete Naturschutzgebiet ein beliebtes Ausflugsziel, einige von ihnen haben sogar ein kleines Sommerhaus in Lahemaa stehen. Die Fahrt über Kunda schreckt im ersten Moment etwas ab, da man zuvor durch hässliche Industrieansiedlungen muss. Es handelt sich einerseits um ein riesiges Zementwerk, andererseits ist hier auch ein Wasserkraftwerk errichtet worden. Es war das erste seiner Art im gesamten Baltikum und stammt aus dem Jahr 1893. Es gehört inzwischen zu einem deutschen Unternehmen, nämlich zum Energiekonzern RWE, wie große Hinweisschilder verraten.

Doch hat man erst einmal bei Karula den Naturpark erreicht, so kann man die herrliche Landschaft in Ruhe genießen. Zuvor durchquert man Toolse, wo sich die Ruine einer ehemals mächtigen mittelalterlichen Burg befindet. Diese wurde im 15. Jahrhundert erbaut, da sich zu der Zeit auf der Ostsee zahlreiche Piraten befanden und man die Lage unter Kontrolle bringen wollte. Daher ist die Burg auch vom Meer aus zur Abschreckung sehr gut sichtbar gewesen. Rund 25 km südlich von Kunda und Toolse befindet sich weiter im Inland die etwas größere Ortschaft Rakvere. Einstmals war der Ort eine äußest wichtige Station zwischen Tallinn und St. Petersburg, später befand sich ganz Rakvere sogar mal in Privatbesitz als die Schweden hier das Sagen hatten und König Gustav II. Adolf die Stadt an Reinhold von Brederod verschenkte. Sehenswert sind heute die mächtigen Mauerreste der Ordensburg aus dem 13. Jahrhundert.

Über die Straße 23 gelangt man wieder nordwärts und erreicht auf dem Weg zum Lahemaa-Park den kleinen Ort Haljala, in dem die dortige Kirche besichtigt werden sollte. Man vermutet, dass für den Bau des Turmes die Marienkirche in Lübeck als Vorbild genommen wurde. Gebaut wurde sie damals allerdings als Vorposten für die Burg von Rakvere, was man ihr an Hand der Schießscharten ansieht. Der erste interessante Ort im 500 ha großen Lahemaa-Park ist Altja, ein Fischerdorf mit gerade einmal 25 Einwohnern, bei dem die moderne Neuzeit noch nicht Einzug gehalten. So existiert hier noch die Legende von den großen Steinen, die sich am Strand auftürmen. Einer Legende nach werden die Einwohner des Dorfes unter den Steinen geboren. Die Landschaftsform rund um Altja ist in der Eiszeit entstanden. Näheres hierüber erfährt man bei einer Wanderung auf dem nahe gelegenen Naturschutz- und Lehrpfad Oandu. Mitten in der kleinen und einzigen Kurve des Ortes befindet sich ein für diesen Ort verhältnismäßig großer Parkplatz und ein Schwarzes Brett für alle Dorfbewohner, wo auch sämtliche Briefkästen montiert sind.

Den wohl schönsten Strand in näherer Umgebung kann die Gemeinde Võsu vorweisen. Gerade deshalb befinden sich in dem kleinen Ort zwei Campingplätze in unmittelbarer Nachbarschaft. Doch keine Sorge vor zuviel Rummel, mehr hat die Ortschaft nicht zu bieten.

Praktische Hinweise – Võsu
Camping Eesti Caravan, Lepispea bei Võsu. Tel.: 50-52 05 3, Web: www.zone.ee/karavanid, E-Mail: caravan(at)hot.ee. Der Platz gehört zum Eesti Caravan Klub, der seit 1980 besteht. Rund 100 Stellplätze befinden sich auf zwei großen Wiesen (2 ha), umringt von hohen Bäumen. Es gibt eine Sauna, die sich nur 50 m von der Ostsee entfernt befindet. Ebenso ist eine Waschmaschine vorhanden und eine Entsorgungsmöglichkeit. Die sanitären Anlagen sind modern und sauber, gute Standardausstattung.
Camping Lepispea Caravan, Tel.: 25-56 45 45 5 oder 25-64 75 66 3, E-Mail: lepispea(at)hot.ee, Web: www.hot.ee/lepispea, geöffnet Mitte Mai – Mitte Sept. Dieser Platz liegt gleich neben dem Eesti Caravan. Nach Aussage der Besitzerin sind hier vermehrt Zelttouristen anzutreffen. Doch auch Wohnmobile können hier auf zwei kleineren Wiesen (1,5 ha) stehen. Es sind elektrische Anschlüsse vorhanden. Neben dem schönen Picknickplatz gibt es eine Sauna und saubere Sanitäranlagen, die aber bei hoher Belegung knapp werden können. Von der zweiten Stellplatzwiese sind es nur 20 Meter bis zur Ostsee mit Bademöglichkeit. Auch dort wurde ein kleiner Picknickplatz angelegt. Die Anfahrt findet über einen holperigen Waldweg statt. Vor einer Übernachtung sollte man den Wagen an der Straße stehen lassen und sich beide Plätze in Ruhe anschauen, einfache Standardausstattung.

Im „Kapitänsdorf“ Käsmu befand sich von 1884 bis 1931 eine Seefahrtschule, in der zahlreiche estnische Schiffsführer ausgebildet wurden. Außerdem befindet sich in der kleinen Ortschaft, die auf einer Landzunge liegt, ein kleines Privatmuseum (Käsmu Meremuuseum) in der Merekooli Tee Nummer 4, in dem Ausstellungsstücke zu sehen sind, die einstmals als Strandgut gefunden wurden. Zudem erfährt man näheres über die Lebensart der Küstenbewohner. Geöffnet Do – So 11 – 17.00 Uhr. Die Besichtigung des Ortes Käsmu ist ganz sicher einen Abstecher wert. Im August herrscht aber in dem kleinen Ort Ausnahmezustand und sämtliche Straßen sind komplett abgeriegelt, es werden sogar noch zwei oder drei Campingplätze behelfsmäßig angelegt. Grund ist das alljährlich statt findende Musikfestival, bei dem sich die Einwohnerzahl übers Wochenende vervielfältigt. Wenige hundert Meter östlich des Ortes Sagadi erscheint auf der rechten Seite unvermittelt das Gut Sagadi mit seinen drei imposanten Gebäudeteilen. In dem ansehnlichen barocken Gebäude aus dem Jahr 1753 befinden sich zahlreiche schöne Wandgemälde und Möbel aus der Zeit des 19. Jahrhunderts. Heute beherbergt das Gut ein Hotel sowie ein Forstmuseum – Sagadi Metsamuuseum (geöffnet Mai – Sept. 10 – 18.00 Uhr). Dieses informiert über die Waldnatur und Forstwirtschaft. Dazu werden hübsche Holzskulpturen gezeigt. Hinter dem Hauptgebäude erstreckt sich ein kleiner Wald mit einem malerischen See.

Hotel Sagadi, Tel.: 32-58 88 8, Fax: 32-58 88 0, Web: www.sagadi.ee, E-Mail: sagadi.hotell(at)rmk.ee. 14 Zimmer in dem Gut bieten Telefon und Sat-TV. Hinter dem Ostflügel befindet sich ein Obstgarten  mit Gartenhäuschen,in dem sich ein Kaminzimmer befindet.
Wohnmobilstellplatz, nördlich von Sagadi, auf dem Weg nach Altja erreicht man im Wald einen kleinen Biwakplatz namens Oandu, der zu einer ruhigen Übernachtung einlädt. Er bietet einen Grillplatz, einen überdachten Picknickplatz und ist Ausgangspunkt für mehrere Wanderwege.

Eine sehenswerte Ausstellung über restaurierte Oldtimer gibt es in dem 6 km weiter westlich gelegenen Ort Palmse. Doch die Hauptsehenswürdigkeit von Palmse ist befindet sich in einem weit angelegten Park – das Herrenhaus von Palmse. Das Landgut befand sich 250 Jahr im Besitz der baltendeutschen Familie von der Pahlen. Das Hauptgebäude des Gutshofes wurde im 17. Jahrhundert errichtet, zerfiel jedoch in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg als die Familie das Land verlassen musste. In den 1970er Jahren begann man schließlich unter Sowjetführung mit der Restauration und so präsentiert sich der Hof mit seinen Wirtschaftsgebäuden in einem gepflegten Zustand. In Palmse befindet sich zudem das Besucherzentrum des Nationalparks Lahemaa. Information gibt es unter Tel.: 32-95 55 5 oder per E-Mail: info(at)lahemaa.ee, Web: www.lahemaa.ee (Mo – Do 8 – 17.00 Uhr, Fr 8 – 14.30 Uhr).

Route: In Palmse geht es wieder rechts auf der befestigten Straße nordwärts in Richtung Loksa. ●

Hinter Palmse gelangen wir in die Region Haarjumaa. Es handelt sich um die zweitgrößte Region des Landes mit den meisten Einwohnern, da die Hauptstadt Tallinn zu dieser Provinz gehört und von drei großen Straßen aus allen Teilen des Landes bequem erreicht werden kann Haarjumaa ist durch die Stadt Tallinn in einen westlichen und einen östlichen Teil gespaltet, was sich allerdings nur in den Landschaftsmerkmalen zeigt. So sind z. B. westlich von Tallinn keine Steilküsten zu finden.

Die nördlichste Festlandspitze Estlands erreichen wir bei einer Fahrt durch das unspektakuläre Loksa auf die Halbinsel Pärispea. Hier am Strand liegen zahlreiche Findlinge, manche mit einem Umfang von bis zu 25 m. Im östlich der Halbinsel gelegenen Ort Viinistu ist im Haus einer ehemaligen Kolchose ein Kunstmuseum eingerichtet. Es stellt Exponate der modernen estnischen Kunst aus und kann von Do – So 10 – 18 Uhr besichtigt werden.

Route: Über die Straße 85 fahren wir südwärts und treffen wieder auf die A1, die hier nun zur Autobahn geworden ist und uns bequem in die estnische Hauptstadt bringt. ●

Bevor es auf die Autobahn geht lohnt sich noch ein kleiner Stopp, um das Viru-Hochmoor (Viru Raba) zu besuchen. Wie so oft im Baltikum üblich, kann das Hochmoor über Holzbohlen betreten werden. In dem benachbarten Kolga befindet sich eines der ältesten Landgüter Estlands, das auch heute noch in Privatbesitz ist. Es war einst das größte Gut des Landes und verfügte über eine Branntwein- und eine Ziegelbrennerei. Auf dem weiteren Weg in Estlands Hauptstadt passieren wir die Ortschaft Kiiu, wo sich die kleinste Wehrbefestigung (Kiiu Torn) des Landes befindet. Sie besteht aus einem einfachen Rundturm mit vier Etagen und einem hölzernem Wehrgang außerhalb der Mauern. Im Inneren befindet sich heute ein leckeres Restaurant. Vor den Toren Tallinns erreichen wir den kleinen Ort Jõeläthme, der bekannt ist für eine Begräbnisstätte aus der Bronzezeit. Ausgrabungen und Forschungen haben ergeben, dass dort schon vor rund 3.000 Jahren Felder bewirtschaftet wurden. Darum wurde das Gebiet um das nördlich gelegene Rebala zur historischen Schutzzone erklärt.

Nicht weit davon entfernt, befindet sich einer der größten Wasserfälle in Estland. Es handelt sich um den Fluss Jägala, den wir kurz zuvor überquert haben. Imposant ist der Anblick des über 7 m hohen Gefälles im Winter, wenn der Fluss und damit auch der Wasserfall zufrieren. Zwischen Jõeläthme und der Hauptstadt liegt südlich der Autobahn das Dorf Saha, das über eine kleine Kapelle verfügt. Sie ist sehr schlicht, präsentiert sich jedoch seit dem Mittelalter in ihrem heutigen Aussehen.

Vor Tallinn liegen zwei Inseln in der Ostsee, Naissaar und Aegna, die jahrelang Sperrzone waren. Die größere von ihnen, Naissaar mit einer Fläche von über 18 km² war militärisches Sperrgebiet von 1710 bis 1995. Die großen Militäranlagen wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet. Die letzten Armeeangehörigen verließen die Insel im Jahr 1993, nachdem 50 Jahre lang kein Privatmensch die Insel betreten durfte. Landschaftlich besteht das Eiland fast nur aus Wald und ist heute ein Naturpark. In den letzten Jahren wurden einige schöne Wanderwege angelegt. Einen regelmäßigen Schiffsverkehr zwischen dem Festland und der Insel gibt es nicht. Lediglich das Ausflugsschiff auf die wesentlich kleinere Insel Aegna hält gelegentlich an. Nähere Auskünfte gibt es hierzu im Touristenbüro in Tallinn. Die kleinere der beiden Inseln heißt Aegna und ist nur 1,5 km vom Festland entfernt. Erstmalige Erwähnung fand sie in einem Schriftstück des dänischen Königs, der auf der Insel das Holzfällen verbot. Danach war sie im 16. Jahrhundert mehr bekannt als echtes Piratennest.

Eine interessante Geschichte gab es in den ersten zwei Wochen des Zweiten Weltkrieges, als Estland noch neutral war.Ein polnisches U-Boot wagte sich in Küstennähe und wurde von der Regierung festgehalten. Als es der Besatzung gelang, mitsamt dem Schiff zu fliehen, wurde den estnischen Kommandanten auf der Insel der Befehl gegeben, das Boot zu versenken. Es befanden sich allerdings auch Gefangene aus dem eigenen Lager auf dem Schiff und so schoss der Offizier absichtlich daneben. Auf Grund dieses Vorfalls sah die Sowjetunion einen Anlass und eine gute Gelegenheit, Estland Schutz und Unterstützung aufzudrängen, damit solch ein Unvermögen nicht mehr vorkommt. Ob die sowjetische Okkupation von Estland aber mit einem Volltreffer zu vermeiden gewesen wäre ist zweifelhaft. Auch Aegna war zuletzt ein militärisches Sperrgebiet, heute befinden sich dort vier Gästehäuser, die 150 Personen Platz bieten. Auch Campingurlaub mit dem Zelt ist dort möglich. Besonders der Sandstrand rund um die Insel lädt zum Verweilen und zum Schwimmen ein. In der Zeit von Mitte Mai bis Mitte September fährt von Pirita aus eine Fähre nach Aegna, das gleichzeitig als Vogelparadies gilt.

Unser nächstes Ziel ist Qlwry, die Hauptstadt Estlands. Wer das nicht glaubt, der möge die Weltkarte aufschlagen, die der arabische Geograph Al-Idrisi einst zeichnete. Er ist derjenige, der Tallinn zum ersten Mal schriftlich erwähnte – unter der unaussprechlichen Bezeichnung Qlwry. In Deutschland ist Estlands Hauptstadt auch oft noch unter der Bezeichnung Reval bekannt. Den Namen Tallinn verdankt die Stadt dann schließlich der Burg der Dänen, die am 15. Juni 1219 eine entscheidende Schlacht des estnischen Freiheitskampfes (1208 – 1227) gewannen und damit den ganzen nördlichen Landesteil für sich beanspruchen konnten. Während die Dänen die nächsten 127 Jahre herrschten erhielt Tallinn die Lübecker Stadtrechte, mit der Folge, dass sich deutsche Kaufleute in der Stadt niederließen.

In der Zeit als die Stadt Mitglied des nordeuropäischen Hansebundes wird, erteilt die dänische Königsmutter Margarethe den Befehl, eine Stadtmauer errichten zu lassen. Im Frühjahr des Jahres 1343 beginnen die Esten mit einem Aufstand, um ihre Unabhängigkeit zurückzuerlangen. Nach drei Jahren gelingt es ihnen, dass sich die Dänen zurückziehen. Doch ihre Unabhängigkeit haben sie nicht bekommen, die Dänen verkauften den Landesteil an den Deutschen Orden. In der Folgezeit entwickelt sich die Stadt, für die damaligen Verhältnisse, zu einer wahren Metropole. Nach einem Großfeuer im Jahr 1433, das zahlreiche Gebäude zerstört, wird drei Jahre später das St. Brigittenkloster erbaut. Ein weiteres Jahrhundert darauf besitzt die Stadt sogar das höchste Gebäude der Welt. Auf diesen Titel, den die St. Olaikirche im Norden der Altstadt rund acht Jahrzehnte innehatte, sind die Hauptstädter noch heute stolz.

In der Folgezeit wechseln sich nun die Machthaber in der Stadt ab. Nach dem Livländischen Krieg zwischen Russland und dem Deutschen Orden hat das schwedische Königshaus das Sagen in Estland. In dieser 160 Jahre dauernden Herrschaft wird unter König Gustav II. Adolf das Tallinner Gymnasium gegründet. Auch die erste Druckerei entsteht, doch erst 55 Jahre später im Jahre 1689 erscheint in Tallinn die erste Zeitung der Stadt. Es handelte sich um die deutschsprachige Zeitung „Revalsche Post-Zeitung“.

Nach den Schweden kamen die Russen. Nachdem 75% der Bevölkerung der Pest zum Opfer fielen, kapitulierte das unter schwedischer Flagge geführte Tallinn 1710 im Nordischen Krieg und es begann die Herrschaft des Zarenreiches, die über 200 Jahre anhielt. Doch das Leben in der Stadt ging natürlich weiter. So erschienen 1739 die erste estnischsprachige Bibel und 1833 sogar der erste Stadtführer über Tallinn. Dieser war in französischer Sprache gehalten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich auch im Norden Estlands die Industrie sehr rasch und die Eisenbahnstrecke zwischen St. Petersburg und Tallinn wurde 1870 eingeweiht.

Am 24. Februar 1918 wird die unabhängige Republik Estland ausgerufen worauf der zweijährige Freiheitskampf zwischen Estland und Russland ausbricht. Im Zweiten Weltkrieg wird auch Estland nicht verschont. Besonders das Frühjahr 1944 ist in der Hauptstadt durch starke Zerstörungen der Roten Armee geprägt. Sehen kann man dies noch nördlich des Vabaduseplatzes in der Harju-Straße, wo sich auf der linken Seite vor der St. Nikolaikirche Überreste eines Gebäudes sowie eine Gedenktafel befinden. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verliert Tallinn seine Stellung als Hauptstadt, da Estland nun lediglich eine Teilrepublik der Sowjetunion ist. Dadurch wird Tallinn im Jahre 1980 Austragungsort der XXII. Olympischen Spiele in Moskau. Denn die Wettkämpfe der Segler finden an der Ostseeküste vor Tallinn statt.

Nach dem Ende der sowjetischen Okkupation feiert Tallinn und natürlich ganz Estland seine wieder erlangte Unabhängigkeit. 1997 wird die mittelalterliche Altstadt in die UNESCO-Liste der schützenswerten Weltkulturerben aufgenommen und im Jahr 2011 ist sie Europäische Kulturhauptstadt. Heute hat die Stadt rund 400.000 Einwohner. Im Jahr 2007 kam es zu schweren Ausschreitungen, die hauptsächlich von Jugendlichen der russischen Minderheit ausgingen. Grund hierfür war die Umsetzung eines Denkmals aus der Innenstadt auf einen Militärfriedhof. Dieses Denkmal wurde 1947 von der Sowjetarmee errichtet und sollte an die Befreiung aus der Nazi-Herrschaft erinnern. Die Esten verbanden dieses Denkmal jedoch mit der Okkupation durch die Sowjets und protestierten nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit dagegen, dass sich russische Minderheiten weiterhin am „Tag des Sieges“ vor dem Denkmal trafen, um den dort begrabenen Toten zu gedenken. Monatelange Protestaktionen konnten nur noch damit unterbunden werden, dass die Polizei das Gelände abriegelte und das Parlament beschloss, Grabstätten an „unpassenden Orten“ zu entfernen. Mit eben der Begründung, dieses Mahnmal stehe an einer Bushaltestelle ohne jegliche Grabruhe wurde es im April 2007 entfernt. Daraufhin kam es zu den erwähnten Ausschreitungen, bei denen ein Mensch zu Tode kam. Auch außenpolitisch kam es zu Querelen zwischen Estland und Russland und die estnische Regierung schätzt in einem anschließenden Bericht, dass dieser Vorfall fast eine halbe Milliarde Euro Verlust eingebracht habe, da russische Touristen ausblieben und der Handel zwischen beiden Staaten von russischer Seite aus, stark eingeschränkt wurde.

Wer sich zutraut, in möglichst kurzer Zeit so viel wie möglich in der Stadt sehen zu wollen, der sollte sich die Tallinn Card kaufen. Diese ist in der Tourismusinformation erhältlich und ermöglicht eine kostenlose Stadtrundfahrt sowie den kostenlosen Eintritt in 40 Museen und Sehenswürdigkeiten. Zusätzlich bieten einige Geschäfte den Karteninhabern Rabatte an. Die Karte gibt es für 6 Stunden (185,00 EEK), 24 Std. (375,00 EEK), 48 Std. (435,00 EEK) und 72 Std. (495,00 EEK). Die Preisangaben beruhen auf Angaben für das Jahr 2009, womit die Karte in den vier Jahren zuvor um 50% teurer wurde. Zudem kann die 6-Stundenkarte nicht für alle Angebote genutzt werden. Weitere Informationen erhält man unter Tel.: 64-57 77 7, per E-Mail: tallinncard(at)tallinnlv.ee oder im Touristenbüro.

Des Weiteren sind in der gesamten Altstadt an interessanten Gebäuden und Sehenswürdigkeiten durchnummerierte Tafeln mit einer Telefonnummer angegeben. Nach der Anwahl kann man sich wahlweise auf Estnisch oder Englisch einen Infotext vom Band anhören. Wie teuer dieser Service ist, kann im Einzelfall nicht gesagt werden, da dies von den einzelnen Providern abhängt. Allerdings dürften die Anrufe nach der Heimreise einen entsetzten Blick auf die Telefonrechnung hervor rufen, weshalb man sich mit Infos besser kostenlos in der Touristeninformation eindecken kann. Abschließend noch der Hinweis, dass man sich mit einer Art Fahrradrikscha durch die Altstadt fahren lassen kann. Eine geführte Tour kostet 300,00 EEk/je Stunde. Informationen unter Tel.: 50-88 81 0 oder im Web: www.velotakso.ee.

Ursprünglich war es sehr praktisch auf dem Vabaduseplatz am südlichen Rand der Altstadt zu parken, doch im Jahr 2008 wurde mit dem Bau einer Tiefgarage begonnen, wobei zudem noch archäologische Funde zu Tage befördert wurden. Unter anderem stieß man auch auf einen historischen Friedhof und auf Überreste eines Stadttores. Planungen gingen daher auch in die Richtung, Teile der mittelalterlichen Anlagen innerhalb einer unterirdischen Fußgängerzone oder auch hinter Glaswänden zu präsentieren. Möglicherweise wird es in Zukunft da aber auch weiterhin Parkplätze auf dem „Dach“ der Tiefgarage geben. Bis dahin ist es sinnvoll, in der Nähe des Hafens (Sadam, 2) zu parken bzw. gegen eine Gebühr auf dem Parkplatz des dortigen Supermarktes (Nord Centrum). Dennoch ist sinnvoll den Stadtrundgang am Vabaduseplatz zu beginnen, da sich in unmittelbarer Nähe die Touristeninformation befindet.

Vom Vabaduse-Platz nordwärts in die Harju-Straße geht es in die Altstadt. Auf der linken Seite sehen Sie die Nikolaikirche (3). Sie wurde im 13. Jahrhundert von deutschen Kaufleuten errichtet und beherbergt ein Museum in dem u. a. das Gemälde „Der Totentanz“ des Lübecker Malers Bernt Notke zu sehen ist. Ebenfalls sehenswert ist die Silberkammer im Inneren des hiesigen Niguliste-Museums. Es zeigt silberne Exponate der Gilden und der Schwarzhäupter. Das älteste Stück stammt aus dem 15. Jahrhundert, das jüngste aus dem ersten Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts. Keine andere Stadt in Europa hat eine vergleichbare Ausstellung, geöffnet Mi – So 10 – 17.00 Uhr, Web: www.ekm.ee/niguliste.

An der Kirche vorbei, treffen Sie links auf das Büro der Touristeninformation (4), wenige Meter dahinter breitet sich der lebhafte Rathausplatz (Raekoja plats, 5) aus. Der zentral gelegene Ort ist auch heute noch der wichtige Mittelpunkt Tallinns. Bereits seit 800 Jahren gilt der Platz als beliebter Treffpunkt in der Stadt, so wurde auf ihm bereits im Jahr 1441 der erste Weihnachtsbaum aufgestellt. Heute finden hier regelmäßig Konzerte und Festlichkeiten statt oder es werden die Altstadttage gefeiert. Wenn Sie sich die Straßennamen der umliegenden Gassen anschauen, dann lesen Sie Kinga, Saiakang oder Kullassepa. Dies bedeutet nichts anderes als Schuhstraße, Weckengang oder Goldschmiedestraße und macht deutlich, wie wichtig der Platz als Markt und Handelsort einst war. Vermögendere Kaufleute richteten ihre Läden direkt am Markplatz auf oder unter den Gewölben des Rathauses ein. Heute findet man leider nur noch ein paar winzige Kioske.

Im Norden des Platzes befindet sich die Apteegi-Straße. Direkt am Anfang der Gasse liegt die Ratsapotheke (Raeapteek, 6) aus dem Jahre 1422, geöffnet Mo – Fr 9 – 19.00 Uhr, Sa 9 – 17.00 Uhr. Damit gehört sie zu einer der ältesten Apotheken der Welt. Zu der damaligen Zeit konnte man sie eher mehr mit einem Kaffeehaus als mit einer Apotheke vergleichen, da man hier Schnaps und Kuchen zu sich nehmen konnte. Am Tag des Heiligen Thomas war und ist es auch noch heute üblich, zusätzlich zur Miete, dem Stadtrat die beliebtesten Waren zu bringen, Marzipan und gewürzter Wein. Die Traditionsapotheke wurde 10 Generationen lang von der ungarischen Familie Burchart geführt. Gegenüber der Apotheke sieht man ein sehr schmales grau-weißes Haus. Es ist das älteste Haus am Markt und wurde als einziges als Handerwerkerhaus genehmigt. Ansonsten befinden sich rund um den Markt nur Geschäfts- und Handelshäuser. 

Doch das wichtigste Bauwerk steht am Südrand des Platzes. Bei dem gotischen Gebäude handelt es sich um das Rathaus (7), geöffnet Juli und August Mo – Sa 10 – 16.00 Uhr, Web: http://veeb.tallinn.ee/raekoda. Im Jahr 2004 wurde das 600jährige Jubiläum des Hauses gefeiert. Doch eigentlich ist das Rathaus noch älter, das Jahr 1404 markiert lediglich den Zeitraum langjähriger Umbauarbeiten. In der ersten Etage befanden sich der Ratssaal und der Bürgersaal während im Untergeschoss die Schatzkammer und der Weinkeller untergebracht waren. Im Ratssaal tagte natürlich der Stadtrat, in den nur Angehörige der Großen Gilde gewählt werden konnten. Die Ratsmitglieder wurden zwar auf Lebenszeit gewählt, doch da es sich ja gleichfalls um Mitglieder der Großen Gilde, also um Kaufleute handelte, waren sie nach einer gewissen Zeit berechtigt, sich von ihren Pflichten im Stadtrat befreien zu lassen, um sich weiter um ihr Geschäft kümmern zu können.

Sie müssen nicht unbedingt in das Gebäude gehen, um historische Spuren zu finden. Wenn Sie vor dem Rathaus stehen, so schauen Sie einmal nach oben zur Turmspitze. Dort hängt bereits seit 1530 eine Wetterfahne. Sie trägt den Namen „Alter Thomas“ und ist eines der Wahrzeichen der Hauptstadt. Lohnenswert ist die Besteigung des Rathausturmes. Von dort oben hat man einen schönen Blick auf den Rathausplatz, die Neustadt und den Hafen. Allerdings ist der Aufstieg nicht jedem zu empfehlen. Es sind 171 Stufen, die teilweise bis zu 40 cm hoch sind. Besonders die letzten vier, fünf Stufen sind sehr eng und können zu Problemen führen. Öffnungszeiten Rathausturm: Mitte Mai – Ende August täglich 11 – 18.00 Uhr.

Vor dem Rathaus befinden sich weitere geschichtliche Spuren. So sind zum Beispiel die Standorte des einstigen Eichamtes und des Prangers gekennzeichnet. Auch ein ehemaliger Brunnen ist durch einen großen, flachen Stein markiert und dort wo zwei Steine den Buchstaben L darstellen wurde ein Priester enthauptet. Es war die Strafe dafür, dass er ein Dienstmädchen mit einer Axt tötete. Die Hinrichtung des Priesters war allerdings die einzige innerhalb der Stadtmauern. Eine andere Möglichkeit der Bestrafung war das Gefängnis. Es befand sich hinter dem Rathausgebäude, wo heute das Museum der Fotografie (8) eingerichtet ist (geöffnet März – Okt. Do – Di 10.30 – 18.00 Uhr, sonst bis 17.00 Uhr, Web: www.linnamuuseum.ee/fotomuuseum). Es zeigt eine interessante Ausstellung alter Fotoapparate sowie den Nachbau einer Dunkelkammer, wie sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts genutzt wurde. Das Gebäude selbst stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Wenn Sie nun den Rathausplatz überqueren und an der Ratsapotheke vorbei gehen, erreichen Sie ein Gotteshaus, das in der estnischen Kulturgeschichte eine wichtige Rolle spielte, die Heiliggeistkirche (Pühavaimu kirik, 9), geöffnet Mai – Sept. Mo – Sa  9 – 17.00 Uhr, sonst Mo – Sa 10 – 14.00 Uhr, Eintritt. Der Geistliche Johann Koell druckte den ersten Katechismus in estnischer Sprache ab und war lange Zeit als Pfarrer in dieser Kirche tätig. Auch der Autor der „Livländischen Chronik“, Balthasar Russow predigte in der Heiliggeistkirche. Im Inneren können Sie die älteste Kanzel der Stadt sowie Balkone sehen, die mit zahlreichen biblischen Motiven verziert sind. Der Altar ist unbedingt sehenswert. Er stammt aus dem jahr 1483 und ist einer der wichtigsten mittelalterlichen Kunstwerke des Landes. An der Außenfassade hingegen zeigt eine barocke Uhr aus dem Jahr 1684 die Zeit an.

Doch gehen wir nun zurück zum Rathausplatz und gehen links am Rathaus vorbei. Zwischen all den vielen Touristen sieht man vereinzelt Menschen in mittelalterlichen Gewändern, die lecker duftenden Kuchen und frisch gebrannte Mandeln feilbieten. Ein Blick nach rechts verrät, woher sie kommen. An der Straßenecke liegt das rustikale Restaurant „Olde Hansa“ (10), das zwar eines der schönsten aber auch eines der touristischsten Restaurants Tallinns ist. Wer hier speist, genießt sein Essen zwar in angenehmer Atmosphäre, wird aber selten auf Einheimische treffen. Gleich gegenüber befindet sich die Krambude, die zum Restaurant „Olde Hansa“ gehört und mittelalterliche Kunstgegenstände aus Holz und Metall sowie Gewürze und nicht zu vergessen auch Gewänder des Mittelalters zum Verkauf bereit hält.

Durch die kleine Gasse weiter abwärts und Sie treffen auf die wichtigste Einkaufsstraße der Altstadt. In fast allen Gassen und Sträßchen innerhalb der Altstadtmauern befinden sich hauptsächlich Andenkengeschäfte. Hier, auf der Viru-Straße, hingegen, sind auch Boutiquen und Fast Food Läden vorzufinden. Fast am Ende der Straße sehen Sie auf der linken Seite die Stadtmauer. Biegen Sie vor dem Wall links ab. Hier in Einbuchtungen der Stadtmauer an der Müürivahe Straße stehen täglich zahlreiche Straßenhändler und bieten Strickwaren, Hüte und weiteres modisches Accessoire an.

Die Straße verläuft bis zum Brookus Platz weiter im Norden. Die mehrere Meter dicke Stadtmauer wurde unter Befehl der dänischen Königin Margarethe Sambiria 1265 errichtet und in den folgenden Jahrhunderten regelmäßig ergänzt. Interessant ist hierbei, dass sich auf den vier Kilometern Länge der Mauer insgesamt 60 Türme befanden. Der Bau eines jeden Turmes fand immer unter der Aufsicht eines anderen Bauleiters statt, der jeweils für die Fertigstellung verantwortlich war. Gleichzeitig waren die Bauleiter aber auch Namensgeber für die einzelnen Türme. Von der bis zu 15 m hohen Wallanlage sind heute nur 1,85 km verblieben. Weitere Wehranlagen wurden im 17. Jahrhundert erbaut. So entstand beispielsweise vor dem Kanonenturm Kiek in de Köök, zu dem wir später kommen werden die Bastion von Ingermanland. Da sie während der Herrschaft der Schweden entstanden, gab man jeder Bastion den Namen einer Region in Schweden. So heißt zum Beispiel die Bastion am nördlichen Altstadtrand Schonen-Bastion  (Schonen=Region Skåne in Südschweden). Später verloren die Bastionen ihre militärische Bedeutung und man wandelte sie in Grünanlagen um.

Linker Hand sieht man eine kleine Toreinfahrt. Dabei handelt es sich nicht um einen Hinterhof, sondern um die kleine Gasse Katarina Käik (11). Diese findet manch Einheimischer nicht sofort auf Anhieb, eben weil sie so versteckt liegt. Die Gasse wurde nach Zarin Katharina der Großen benannt, die bei einem Aufenthalt in der Stadt diesen Weg benutzt haben soll. Ansonsten sieht man in der Gasse nur ein kleines Restaurant und ein kunsthandwerkliches Geschäft. Wir gehen wieder zurück auf die Müürivahe Straße und biegen links ab.

Auf der linken Seite sieht man das Dominikanische Kloster (Dominiiklaste Kloostri klausuur, 12), dem ältesten Klostergebäude im Gebiet der Unterstadt. Auch hier gibt es einige Kunsthandwerksläden und Werkstätten, die sich um das Gebäude aus dem 13. Jahrhundert angesiedelt haben. Im Inneren des Klosters befinden sich drei Gebäudeflügel, die sich Claustrum nennen, von denen der östliche noch erhalten ist (geöffnet Juni – August Mo – So 10 – 17.00 Uhr). Im Claustrum zu sehen sind der Schlaf- und Speisesaal der Mönche sowie Bibliothek und Wohnstätte des Abts. Das eigentliche Museum des Dominikanerklosters (Dominiiklaste Kloostri Muuseum) betritt man über den Innenhof von der römisch-katholischen Peter-und-Paulkirche aus. Hier kann man zahlreiche Bildhauerarbeiten betrachten (geöffnet Mitte Mai – Ende Juni Mo – So 10 – 18.00 Uhr). Parallel zur Müürivahe Straße liegt auf der anderen Seite der Stadtmauer die Vana-Viru. Sie beginnt beim Immobilienhändler am Viru-Tor, einem alten Stadtor, hinter dem es zur Neustadt geht.

Am Ende der Müürivahe Straße lohnt ein kurzer Blick in eine kleine unbedeutende Gasse nach rechts. Dieses Sträßchen ist, wie das Straßenschild verrät, nach einer alten deutschen Hansestadt benannt: Bremeni käik, und nicht nur das, denn das Tor der Stadtmauer trägt ebenfalls den Namen der norddeutschen Stadt an der Weser. Bei dem weiteren Spaziergang verlassen Sie die Mungastraße und erreichen die Straße Vene. Dort können Sie das Tallinner Stadtmuseum (Tallinna Linnamuuseum, 13) besuchen und sich der Geschichte und Entwicklung der Hauptstadt widmen. Die Ausstellung ist nicht langweilig, da man nicht nur Texte und Gegenstände zeigt, sondern mit Videos und Modellen alles anschaulich darstellt.

Das Obergeschoss ist ganz dem 20. Jahrhundert gewidmet inklusive beider Weltkriege, Okkupation und Wiedererlangung der Unabhängigkeit, geöffnet März – Okt. Mi – Mo 10.30 – 18.00 Uhr, sonst bis 17.00 Uhr, Web: www.linnamuuseum.ee.

Gehen Sie die Vene-Straße in Richtung Norden, so treffen Sie auf den Brookus-Platz und biegen dort in die Sulevimägi ein. An der nächsten Möglichkeit halten Sie sich links und befinden sich nun auf der Hauptstraße des Mittelalters. Die Pikk genannte Straße (Pikk=kurz) führt in die Pikk Jalg und ist eine der ältesten Straßen der Stadt. Sie führt westwärts auf den Domberg, zu dem wir später gelangen. Zuvor biegen wir rechts ab und betrachten die alten Wohnhäuser der wohlhabenden Kaufleute von einst. Ein interessantes Gebäudeensemble befindet sich am Straßenende und trägt den Namen „Drei Schwestern“ (Kolm õde, 14). Unklar ist, ob die Bezeichnung auf die Ähnlichkeit der drei Häuser zurück zu führen ist, oder ob die Gebäude einstmals wirklich im Besitz von drei Schwestern waren.

Die Häuser in Tallinn wurden zum Schutz vor Bränden aus Stein erbaut und hatten eine einfache Architektur. Die Hausfassade hatte meistens einen schmalen Giebel, während sich dahinter Haus Nebengebäude anschlossen. Diese erreichte man über den Hofgang, der durch ein Tor abgetrennt war. Gewohnt wurde in der Regel im Erdgeschoss, während die oberen Stockwerke als Lagerraum genutzt wurden. Dies änderte sich erst nach Ende des Hansebundes im 17. Jahrhundert. Manche Lagerräume wurden anschließend zu Wohnräumen umgebaut und zahlreiche Häuser bekamen auch von außen ein neues Aussehen.

Wie bereits erwähnt hatte Tallinn das höchste Gebäude der Welt. Sie sehen es am Ende der Pikk auf der linken Seite. Es handelt sich um die St. Olai-Kirche (Oleviste kirik, 15), die es heute nach Renovierungsarbeiten auf 124 m Höhe bringt. Zum damaligen Zeitpunkt war die dem norwegischen Heiligen  St. Olav geweihte Kirche noch höher und erreichte eine Höhe von 159 m. Doch schon die 124 Meter Höhe reichen aus, um einen spektakulären aber kostenpflichtigen Blick auf die Stadt zu genießen, geöffnet April – Okt. täglich 10 – 18.00 Uhr.

Direkt dahinter endet die Pikk an einem kleinen Tor. Es lohnt sich hindurch zu gehen, denn sogleich sehen sie die „Dicke Margarethe“ (Paks Margareeta, 16). In diesem einstigen Kanonenturm ist heute das Schifffahrtsmuseum (Meremuuseum, geöffnet Mi – So 10 – 18.00 Uhr, Web: www.meremuuseum.ee) eingerichtet und zeigt in den vier Etagen Ausstellungsstücke rund um das Thema Meer und Schifffahrt. Neben Fundstücken aus Schiffswracks und Angelzubehör wurde die gesamte Steuerkabine eines Fischtrawlers aufgebaut. Zum Abschluss des Museumsbesuches hat man die Möglichkeit der „Dicken Margarethe“ aufs Dach zu steigen und von dort oben die Aussicht auf den Hafen zu genießen.

Eine Zusatzausstellung bietet das Schifffahrtsmuseum in Form des Seeminenmuseums (Miinimuuseum, 17), geöffnet Mi – So 9 – 17.00 Uhr. Es zeigt die Gefährlichkeit der Ostsee aus einer ganz anderen Perspektive. Die mittlerweile entschärften Seeminen des Baltischen Meeres stammen zum Teil sogar noch aus der Zarenzeit. Und zu guter Letzt wurde vor dem Kanonenturm in Richtung Hafen ein Denkmal (18) errichtet, das an die Verunglückten des Estonia-Untergangs erinnert. Die Fähre legte nur wenige Meter entfernt vor ihrem Untergang zum letzten Mal ab, was bis heute die Menschen in Estland erschüttert.

Wie schon in Rīga gab es auch in Tallinn die Vereinigung der Schwarzhäupter, die sich nach ihrem dunkelhäutigen Schutzpatron Mauritius benannten. Die Schwarzhäupter waren eine Bruderschaft von jungen, unverheirateten Kaufleuten, die gesellschaftliche Zusammenkünfte und Unterhaltung für die gesamte Stadt boten. Gelegentlich veranstalteten sie einen Wettbewerb, bei dem eine Papageienfigur abgeschossen werden musste. Der erfolgreichste Schütze wurde zum König gekürt. Wenn Sie nun die Pikk zurückgehen, so sehen Sie das ehemalige Vereinshaus der Schwarzhäupter (Mustpeade Maja, 19), dessen Fassade aus dem 16. Jahrhundert stammt. In dem Haus war auch die Vereinigung der Großen Gilde untergebracht war. Heute befindet sich in dem Haus eine Galerie über die Geschichte Estlands von der Frühzeit bis ins 18. Jahrhundert. Gelegentlich finden auch saisonale Ausstellungen statt. Im Jahr 2005 konnte man beispielsweise Waffen aus aller Welt aus der Zeit vom 13. Jahrhundert bis heute besichtigen, geöffnet täglich 10 – 19.00 Uhr, Web: www.mustpeademaja.ee.

Gehen wir nun die Pikk westwärts, gelangen wir automatisch in die Pikk Jalg, die uns auf den Domberg (Toompea, 20) führt. Dieses aus Kalkstein bestehende Plateau bietet einen schönen Blick auf die Altstadt. Von drei Aussichtspunkten kann man den Blick auf die sogenannte Unterstadt genießen. In der Hauptsaison sind sie allerdings mit Touristen und Souvenirverkäufern überfüllt. Doch den Ausblick auf Altstadt, Hafen und den in der Ferne gelegenen Fernsehturm sollte man sich nicht entgehen lassen.

Dass der Domberg ein idealer Platz für den Bau einer Burg war, erkannten auch die Dänen, als diese Nordestland eroberten. So errichteten Sie auf dem Felsplateau eine Festung. erbaut wurde sie auf den Resten einer älteren Burg, die vormals hier stand. Die Esten nannten diese Befestigungsanlage „Tanni Linnus“. Übersetzt steht die Bezeichnung für „dänische Burg“. Aus Tanni Linnus wurde schließlich im Laufe der Zeit Tallinn. Mit der Errichtung der Burg, wurde gleichzeitig die Kirche der Jungfrau Maria (Toomkirik, 21) erbaut und zur Hauptkirche des estnischen Bistums geweiht, geöffnet 9 – 17.00 Uhr, Orgelkonzerte Sa 12.00 Uhr. In ihr befinden sich heute einige Sarkophage und Grabplatten unter anderem auch vom schwedischen Heeresführer Pontus de la Gardie.

Die Ursprungsform der Burg ist heute kaum noch zu erkennen. Die zahlreichen Fremdherrscher, die über das Land regierten, hinterließen allesamt ihre Spuren an der Festung. Zwar stammt das heutige Aussehen hauptsächlich aus dem 13. und 14. Jahrhundert als der Deutsche Orden sich breit machte, doch auch Zarin Katharina die Große ließ einige Veränderungen vornehmen. Das heutige Parlamentsgebäude (22) indes stammt aus den 1920er Jahren und wurde im Festungshof erbaut. Dort wo heute das estnische Parlament tagt, war in der Zeit der Okkupation der Ministerrat der sowjetischen Republik tätig. Von der Burg sind bis heute mehrere Türme erhalten geblieben, der höchste steht auf der rechten Seite des Parlamentsgebäudes und wird als Flaggenturm benutzt. Im Volksmund ist er auch bekannt als ‚Langer Herrmann’.

Gegenüber dem rosafarbenen Schloss erhebt sich die russisch-orthodoxe Alexander-Newskij-Kathedrale (Aleksander Nevski katedraal, 23), geöffnet 8 – 19.00 Uhr. Sie ist das jüngste Gotteshaus der Altstadt und wurde erst 1900 erbaut. Dafür verfügt sie jedoch über die schwerste Glocke in Nordeuropa. Diese bringt es auf 15 Tonnen und hat neben sich noch weitere 10 Kirchenglocken hängen. Der Innenraum des orthodoxen Gotteshauses ist mit zahlreichen Ikonen und einer vergoldeten Ikonostase ausgestattet.

Hinter der Alexander-Newskij-Kathedrale führt der Stadtrundgang in die Lühike Jalg-Straße. Dort kann man im Haus mit der Nummer 3 das Museum des estnischen Künstlers Eric Adamson (24) besichtigen. Er lebte von 1902 bis 1968 und war in vielen Bereichen aktiv. So entwarf er Schmuck und verschiedene Möbeldesigns, malte aber auch einige Ölgemälde. Das Museum über seine Kunstwerke ist in einem mittelalterlichen Haus untergebracht, geöffnet Mi – So 11 – 18.00 Uhr, Web: www.www.ekm.ee/adamson.php

Verlassen Sie nun den Domberg und begeben sich wieder langsam hinab. Dabei erreichen Sie als erstes den massiven Wehrturm mit dem plattdeutschen Namen „Kiek in de Kök“ (25). Den Namen erhielt der mächtige Turm von den Soldaten, die hier Dienst leisten mussten. Man sagt, sie konnten während ihrer Arbeit in die Küchen der Altstadt schauen, denn „Kiek in de Kök“ heißt nichts anderes als „Schau in die Küche“. Der Turm ist heute zu einem Museum umgebaut und zeigt anschaulich die Militärgeschichte vom 13. bis zum 18. Jahrhundert. Allerdings ist das Museum von November 2008 bis voraussichtlich September 2009 wegen Umbaumaßnahmen geschlossen. Lediglich die unter dem Turm befindlichen Geheimgänge können auch in diesem Zeitraum besucht werden.

Mein Tipp! Ein schönes Fotomotiv ergibt sich vom vorgelagerten dänischen Garten aus, bei dem man kontrastreich zum mittelalterlichen Wehrturm im Hintergrund die modernen Hochhäuser von Tallinns Downtown hat.

Bevor Sie nun wieder zum Parkplatz zurückkehren, empfiehlt sich noch ein weiteres Museum. Es befindet sich in der Straße Toompea. Das dortige Okkupationsmuseum (Okupatsiooni ja Vabadusvõitluse Muuseum, 26) zeigt, ähnlich wie in der lettischen Hauptstadt die Besatzungszeit des 20. Jahrhunderts, geöffnet Di – So 11 – 18.00 Uhr, Web: www.okupatsioon.ee. Bilder und Videos führen dem Besucher vor, wie die Menschen mit den Repressionen während der deutschen und sowjetischen Besatzung umgingen. Das Museum ist das erste seiner Art in Estland.

Wer nun auch den modernen Teil der Stadt (27) besichtigen möchte, der sollte sein Fahrzeug ebenfalls auf dem Vabaduse-Platz abstellen. Über die Pärnu mnt. und Narva mnt. ist die lebendige und moderne Innenstadt des 21. Jahrhunderts schnell zu erreichen. Das erste Hochhaus Tallinns wurde 1972 fertig gestellt. Im Inneren des 23stöckigen Gebäudes befindet sich seitdem das Viru-Hotel. Zu den Olympischen Spielen 1980 kam das Hotel Olümpia hinzu. Aber die meisten der Glaspaläste und modernen Hochhäuser wurden erst seit dem Bauboom nach Wiedererlangung der Unabhängigkeit errichtet. Um die Jahrtausendwende herum wuchs plötzlich ein Hochhaus nach dem nächsten aus dem Boden. So zum Beispiel das Hotel Tallinn, die Verwaltung der Eesti Ühispank oder die modernen Einkaufszentren. Ein Ende der hiesigen Baubooms ist nicht abzusehen. Vielleicht liegt dies aber auch an der Legende, die sich auch heute noch im modernen Tallinn erzählt wird: Am Südrand von Tallinn liegt der Ülemiste-See und in jedem Herbst steigt ein grünes Männchen aus den Tiefen des Sees auf und fragt die Stadtväter, ob die Stadt nun fertig gebaut sei. Denn dieses Wesen hat sich geschworen, das Wasser des Sees über die Stadt laufen zu lassen, wenn sie denn fertig gestellt ist. Und jedes Jahr schicken die Stadtväter das Fabelwesen wieder weg mit der Antwort, dass in Tallinn noch sehr viel gebaut werden wird, bevor es fertig sei. Wahrscheinlich ist dieses Märchen eine amüsante Ausrede, damit man in der Hauptstadt weiter planen und bauen kann.

Aber auch im modernen Stadtviertel von Tallinn gibt es ein Museum, auch wenn es ein eher ungewöhnliches ist. Im Keller der Estnischen Zentralbank kann man Banknoten und Münzen besichtigen, die jemals auf estnischem Boden benutzt wurden, sei es in der Zarenzeit oder während der Sowjetherrschaft, geöffnet Mi – Fr 12 – 17.00 Uhr, Sa 11 – 16.00 Uhr.

Nicht weit entfernt, in der Raua Tn. 2, ist das Estnische Feuerwehrmuseum (28), das alles zeigt, was mit der Brandbekämpfung zu tun hat. So umfasst die Ausstellung nicht nur Feuerwehrschläuche, Helme und sogar Fahrzeuge, sondern auch Wassereimer. Zudem mahnt es auch mit Gegenständen aus vergangenen Bränden, wie diese hätten verhindert werden können, geöffnet Do – Sa 12 – 17.00 Uhr (Juni – August); sonst Di – Sa 12 – 17 Uhr, Web: www.tuletorjemuuseum.ee.

Weiter außerhalb und besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem eigenen Auto zu erreichen liegt Katharinental (30). Sehr beliebt ist es als Erholungsort und als Wohnviertel. Doch auch die Kanzlei des estnischen Präsidenten befindet sich hier genauso wie zahlreiche Botschaften. Eigentlich heißt das Viertel im Estnischen Kadriorg, doch der Name wurde zu Ehren der Gemahlin von Zar Peter dem Großen abgeleitet. Ein kleines weiß getünchtes Haus inmitten des Parks ist auch als Haus Peters des Großen bekannt. Es ist das einzige, bis heute erhaltene Sommergut aus dem 17. Jahrhundert und gleichzeitig das älteste Haus in Katharinental. Dieses Gut erwarb der Zar im Jahre 1713,

Der Zar war zudem auch derjenige, der den Standort für das Schloss (Loss, 31) bestimmte. Er vergab den Auftrag an den Architekten Niccolò Michetti, der das Gebäude im barocken Stil entwarf. Wer das Gebäude betritt, trifft zuerst auf den Hauptsaal, der sich über zwei Etagen erhebt. Das Schloss ist Teil des Estnischen Kunstmuseums (Eesti Kunstimuuseum) und zeigt ausländische Kunst, hauptsächlich aus Deutschland und Russland, geöffnet Mai – Sept. Di – So 10 -17.00 Uhr, sonst Mi – So 10 – 17.00 Uhr, Web: www.ekm.ee/kadriorg.

Erst im Jahr 2006 fertiggestellt, erhebt sich nur 200 Meter vom Schloss entfernt, das moderne und gegensätzliche zweite Bauwerk des Kunstmuseums, in dem sich klassische und zeitgenössische Kunst befindet, die bis zu diesem Zeitpunkt in der Altstadt untergebracht war, geöffnet Mai – Sept. Di – So 11 – 18.00 Uhr, sonst Mi – So 11 – 18.00 Uhr.

Eine weitere Sammlung ist von Johannes Mikkel (32) zu sehen. Sie befindet sich in einem Nebengebäude des Schlosses, in der früher die Schlossküche untergebracht war und zeigt die Privatsammlung des Kunstsammlers, die sich über chinesisches Porzellan und flämische Gemälde bis hin zu italienischen Gravurarbeiten erstreckt, geöffnet Mi – So 10 – 17.00 Uhr.

Der bereits aus Tartu bekannte Schriftsteller Eduard Vilde (1865 bis 1993) lebte in einem weiteren Nebengebäude. In seinem Wohnhaus, das einstmals dem Vogt gehörte, befindet sich heute ein Museum (33), das sich dem Leben und Wirken des Autors widmet, geöffnet März – Okt. Mi – Mo 11 – 18.00 Uhr, sonst 11 – 17.00 Uhr.

Das Viertel Katharinental hat sich in den letzten Jahren somit zu einer Art Museumsviertel entwickelt. Neben der Kunst gehört jedoch auch die Erholung zu Katharinental. Zahlreiche Parkanlagen mit einer Größe von 60 ha befinden sich um den zentralen Schwanenteich herum. Jeder einzelne ist in einem eigenen Stil angelegt worden. Gesäumt werden diese Parks von Villen und Holzhäusern, die zum Teil bis zu 200 Jahre alt sind. Gebaut wurden sie, als es in der reichen Oberschicht als schick galt, Urlaub in Katharinental zu machen. Gehen Sie auf der breiten Allee nordwärts in Richtung Ostsee und Sie erreichen das Russalka-Denkmal. Es wurde in Erinnerung an das Panzerschiff gleichen Namens aufgestellt und stellt eine Engelsgestalt auf einem Granitsockel dar.  Das Denkmal wurde 1902 vom Bildhauer Amandus Adamson fertig gestellt.

Von hier gelangt man nach links wieder zurück zum Stadtzentrum und nach rechts führt der Weg weiter Richtung Pirita, wo im Nordosten der Stadt der gleichnamige Fluss verläuft und in die Ostsee mündet. Im Übrigen geht es in diese Richtung auch zu den drei weiter unten beschriebenen Campingplätzen der Stadt.Bevor man nach Pirita fährt, passiert man zuvor die Sängerfestwiese (Lauluväljak, 34). Schon auf dem Domberg konnten Sie die gewölbte, weiße Decke der Open-Air-Bühne erkennen. Die Sängerfestwiese wurde, wie der Name schon sagt, für Sängerfeste angelegt.

In einem Zeitraum von fünf Jahren treffen sich am ersten Wochenende im Juli mehrere tausend Menschen, um den besten Musikern und Chorsänger zuzuhören und dabei Volkstänze aufzuführen. Eröffnet wird das Sängerfest mit einem Festzug, bei dem die Teilnehmer typisch, estnische Trachten tragen. Dabei herrscht Volksfeststimmung und zahlreiche Ausstellungen, Jahrmärkte und kleinere Veranstaltungen finden statt. Bei dem Höhepunkt des Sängerfestes zeigen 30.000 Sänger gleichzeitig im größten Chor der Welt ihr Können. Während des gesamten Wochenendes brennt, wie bei olympischen Spielen, eine Flamme im sogenannten Flammenturm. Die Geschichte des Sängerfestwochenendes reicht zurück bis in das Jahr 1869, als in Tartu zum ersten Mal dieses Fest gefeiert wurde, damals natürlich noch in kleinerer Gesellschaft.

Außerhalb Estlands wurde das Festival als „singende Revolution“ berühmt, die als ein Mosaiksteinchen für den Untergang des Kommunismus in Europa gilt. Mittlerweile dient das Sängerfest auch in Lettland und Litauen als Vorbild, wo man mittlerweile ähnliche jedoch kleinere Festivals organisiert. Letzter Höhepunkt war 2003 die Aufnahme des Sängerfestes in die UNESCO-Liste des geistigen und mündlichen Erbes. Das nächste Festival findet erst wieder im Jahr 2009 statt.

Weiter geht die Fahrt nun in den waldreichen Vorort Pirita (35). Es handelt es sich um ein beliebtes Wohn- und Erholungsgebiet, besonders der lange Sandstrand lockt im Sommer viele Tallinner aus anderen Stadtteilen hierhin. Bei Sportfans ist Pirita möglicherweise noch ein Begriff aus dem Jahr 1980 als hier die Segelregatta der Moskauer Olympischen Spiele stattfand, die von vielen Staaten der Welt boykottiert wurden. In Pirita steht auch das olympische Dorf von damals, heute sind dort Büroräume und ein Hotel untergebracht. Die Olympischen Ringe und die Vorrichtung für das Olympische Feuer sind jedoch noch zu sehen.

Im Jahr 2001 wurde in Pirita in der Kloostri tee ein neues Kloster (Pirita klooster, 36) für den Brigittenorden errichtet. Das alte Kloster wurde ursprünglich im Jahr 1436 fertig gestellt und galt als Gemeinschaftskloster von Nonnen und Mönchen. Es dauerte nicht lange, bis das Gebäude im Livländischen Krieg zerstört wurde und es seit dem 16. Jahrhundert als Ruine ihr Dasein fristete, geöffnet Juni – Aug. täglich 9 – 19.00 Uhr, April, Mai, Sept., Okt. täglich 10 – 18.00 Uhr, sonst täglich 12 – 16.00 Uhr.

318 m hoch ist der höchste Berg des Baltikums, den Sie bereits kennengelernt haben. Nur vier Meter fehlen dem höchsten Gebäude Estlands, um diese Höhe zu erreichen. Mit 314 m ist der Fernsehturm (37) der Hauptstadt weithin sichtbar und bot bis November 2007 in 170 m Höhe eine Aussichtsplattform für Besucher. Ob diese in Zukunft wieder eröffnet wird, ist leider nicht bekannt. Diese war zu Zeiten der Sowjetherrschaft äußerst beliebt, weil man von dort bei guter Sicht einen Blick auf die „freie Welt“, nach Finnland, werfen konnte. Eine Anekdote des Turms ergab sich im Jahr 1991 als die sowjetischen Truppen, ähnlich wie in Vilnius, den Turm stürmen wollten. Doch clevere Mitarbeiter blockierten mit einer Streichholzschachtel den Kontakt des Fahrstuhls, so dass die Soldaten gezwungen waren, die rund 1.000 Treppenstufen zu benutzen.

Unterhalb des Turmes, der anlässlich der Olympischen Spiele errichtet wurde, befindet sich der Waldfriedhof, der die letzte Ruhestätte zahlreicher estnischer Berühmtheiten ist. Hier liegen Schauspieler, Staatsmänner und Künstler begraben.

Zuletzt sollte in Tallinn aber auch noch der Wohnungsbau der ehemaligen Sowjetunion erwähnt werden. Bei aller Schönheit von Tallinn ist es hier in dieser Hauptstadt ähnlich wie in vielen anderen Städten des ehemaligen Warschauer Paktes. Am Rande der Stadt sind zahlreiche Plattenbauten in die Höhe geschossen. Diese Vororte entstanden zumeist an den Reißbrettern von Moskauern Stadtplanern und Architekten. Grund war die Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg. In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts entstand erst der Stadtteil Mustamäe im Südwesten Tallins, der zwar der Stadtteil mit den meisten Einwohnern ist, die Häuser sind jedoch noch einigermaßen klein. Zumindest im Verhältnis zum Stadtteil Lasnamäe, östlich von Katharinental. Dort stehen zahlreiche Wohnblöcke mit nicht weniger als 14 Etagen, in denen tausende von Menschen leben. Der Plan der sowjetischen Regierung ist jedoch nicht in allen Punkten aufgegangen, da durch die neue Wohnfläche  viele Menschen aus anderen Sowjetrepubliken nach Tallinn zogen und die Häuser bezogen. So kommt es im Übrigen nicht von ungefähr, dass in Estlands Hauptstadt nur knapp jeder Zweite ein Este ist. 36% aller Hauptstädter sind Russen. Insbesondere Lasnamäe ist einer der ersten Stadtteile, den man bei einer Fahrt von Narva nach Tallinn sieht. Wenn nun noch das Wetter trübe ist, dann schreckt der erste Eindruck von Tallinn ab, jedoch völlig zu Unrecht, wie Sie später selber merken werden.

Im Westen der Stadt befindet sich Rocca al Mare, das größte und wichtigste Freilichtmuseum Estlands. Da es auf dem Weg der Route 15 liegt, findet sich die Beschreibung dort.

Praktische Hinweise – Tallinn
Touristeninformation, Vabaduse väljak 7, Tallinn 10146, Tel.: 64-044 11, Fax: 64-04 76 4, E-Mail: turismiinfo(at)tallinnlv.ee, Web: www.tourism.tallinn.ee. Öffnungszeiten: Mo – Fr 9 – 20.00 Uhr, Sa und So 10 – 18.00 Uhr (Juli, August); Mo – Fr 9 – 18.00 Uhr, Sa und So 10 – 17.00 Uhr (September); Mo – Fr 9 – 17.00 Uhr, Sa 10 – 15.00 Uhr, So geschlossen (Oktober – April); Mo – Fr 9 – 19.00 Uhr, Sa und So 10 – 17.00 Uhr (Mai, Juni)
Talliner Hafen Terminal A, Sadama 25, 10111 Tallinn, Tel.: 63-18 32 1, E-Mail: port.tallinn(at)visitestonia.com, Öffnungszeiten: Mo – So 8 – 16.30 Uhr.
Feste und Folklore:
Im Februar findet alljährlich das studentische Jazz-Festival statt. Im März wird die Woche der estnischen Filme abgehalten und im April feiert man die Estnischen Musiktage. Zahlreiche Marktstände werden im Juni vor dem Rathaus aufgebaut, wenn die Altstadttage stattfinden. Nur wenige Tage später in der ersten Juliwoche findet an gleicher Stelle der Mittelaltermarkt statt. Fast den gesamten August feiert man in Tallinn das Tanzfestival und im Dezember kann man den romantischen Weihnachtsmarkt mit dem traditionellen Christbaum auf dem Rathausplatz besuchen.
Restaurant Olde Hansa, Vana turg 1, Tel.: 62-79 02 0, Fax 62-79 02 1, E-Mail: reserve(at)oldehansa.ee, Web: www.oldehansa.ee. Geöffnet von 11 – 24.00 Uhr täglich. Sehr touristisches, aber schönes Restaurant in einem 700 Jahre alten Gebäude. Die Bediensteten tragen mittelalterliche Gewänder und das Essen wird zu Klängen aus dieser Zeit gereicht.
Peppersack, Viru 2, Tel.: 64-66 80 0, E-Mail: peppersack(at)peppersack.ee, Web: www.peppersack.ee, täglich geöffnet von 11 – 24.00 Uhr. Ebenfalls im mittelalterlichen Gewand präsentiert sich dieses geschmackvoll eingerichtete Restaurant mitten in der Altstadt. Jeden Abend nach 20.00 Uhr wird ein typischer Schwertkampf aus der Ritterzeit vorgeführt.
Restaurant Renessanss, Nunne 18, Tel 64-64 13 8, E-Mail: info(at)renessanss.ee, Web: www.renessanss.ee. Etwas ruhiger geht es auf dem Domberg zu. Hier werden typisch ukrainische und auch europäische Gerichte gereicht.
Hotel Schlössle, Pühavaimu 13/15, Tel.: 69-97 70 0, Fax: 69-97 77 7, E-Mail: schlossle.reservations(at)schlossle-hotels.com, Web: www.schlossle-hotels.com. Sehr exklusives 5-Sterne-Hotel mitten in der Altstadt hinter der Ratsapotheke. 42 Zimmer in dem besten Hotel am Platze bieten erstklassigen Komfort mit Sat-TV, Telefon und Internetanschlussmöglichkeit.
Old House, Uus Straße 22, Tel.: 64-11 46 4, E-Mail: info(at)oldhouse.ee, Web: www.oldhouse.ee. In der Nähe der ‚Dicken Margaretha’ liegt das Hotel und Gästehaus. Die Zimmer sind einfach, aber gemütlich.
Hotel G9, Gonsiori 9, Tel.: 62-67 10 0, Fax: 62-67 10 2, E-Mail: info(at)hotelg9.ee, Web: www.hotelg9.ee. Zwischen den Hochhäusern der neuen Stadtmitte liegt dieses modern eingerichtete und frisch renovierte Hotel mit 23 Doppelzimmern. Sie verfügen über Telefon und sind standardmäßig ausgestattet. Im Erdgeschoss existieren eine Sauna und das asiatische Restaurant „Sehs-Besh“. Gefrühstückt werden kann allerdings nur im benachbarten Café „Narva“. Vor dem Haus gibt es einen Parkplatz.
White Villa, Kännu 26/2, Tel.: 65-42 30 2, Web: www.white-villa.com. Südwestlich außerhalb des Stadtzentrums auf der anderen Seite des Bahndammes liegt diese kleine familiär geführte Pension. Sie bietet Appartements, Suiten und auch Bed & Breakfast. Das Haus hat einen Parkplatz und verfügt über Internetanschluss.
Camping City Camp, Pirita Straße 28, Tel.: 61-37 32 2, Fax: 61-37 42 9, E-Mail: info(at)tallinn-city-camping.ee, Web: www.tallinn-city-camping.ee. Relativ neuer Campingplatz (1 ha) und der zentralste zur Besichtigung der Altstadt. Er befindet sich auf dem Weg nach Pirita auf der rechten Seite. Ein kleines Schild weist nach rechts, wo man über Hinterhöfe zum Campingplatz findet und möglicherweise ein bisschen enttäuscht wird, da es sich bei dem Platz um einen Hinterhof handelt, der allenfalls die Bezeichnung Wohnmobilstellplatz erhalten kann. Er bietet jedoch WC´s, Waschräume, Internetanschluss und eine kleine Bar. Waschmaschine, Strom, Fahrradverleih und Saunamöglichkeit sind optional. Gute Standardausstattung.
Camping am Yachthafen Pirita, Regati pst. 1, Tel.: 63-98 98 0, E-Mail: sadam(at)piritatop.ee. Auch kein richtiger Campingplatz sondern ein bewachter 24 Std.-Parkplatz bietet sich am Yachthafen von Pirita. Allerdings ist das die angenehmste Möglichkeit, mit dem Wohnmobil oder -wagen in Tallinn zu nächtigen. Er befindet sich leicht versteckt rechts hinter dem Spa Hotel Pirita an der kleinen Werft vorbei. Das Schöne an diesem Platz ist die Aussicht die man von hier zwischen den Segelbooten auf die Stadt genießen kann. Die Platzgebühren beinhalten Strom und WC. Diese befinden sich in dem Eckgebäude und sind sauber, leider gibt es keine Duschen.
MTK Camping „Kalev“, Kloostrimetsa tee 56a. Dieser einzige „richtige“ Campingplatz (1 ha) ist am Weitesten von der Altstadt und vom Strand entfernt. Er befindet sich unmittelbar rechts neben dem Fernsehturm. Allerdings war dieser im Jahr 2008 geschlossen und es ist nicht abzusehen, wann und ob er wieder geöffnet wird. Allerdings wird er von den Mitarbeitern des Tourismusbüros weiterhin als Campingplatz empfohlen. Bei einem Besuch vor Ort konnte auch festgestellt werden, dass manche Touristen den Campingplatz dennoch nutzen.
Wohnmobilstellplatz, das oben erwähnte Hotel „White Villa“ bietet Übernachtungsmöglichkeiten für ein Wohnmobil auf dem hauseigenen Parkplatz an. Strom und Wasserversorgung ist ebenfalls möglich.
Wohnmobilstellplatz am Hotel Salzburg, Pärnu mnt 555, Laagri 76401, Tel.: 65-03 96 5, Fax: 65-03 90 0, Web: www.peoleo.ee, E-Mail: info(at)salzburg.ee. Rund 20 km südlich von Tallinns Altstadt befindet sich am Beginn der Autobahn 4 die kleine Ortschaft Laagri. Dort bietet das ehemalige Hotel Peoleo, heute Hotel Salzburg, auf schotterigem Untergrund die Möglichkeit mit dem Wohnmobil zu übernachten. 50 Fahrzeuge können dort stehen und über Frischwasser und Elektrizität verfügen. Zusätzlich gibt es auch Duschmöglichkeiten. Leider ist der Platz sehr teuer, geöffnet von April bis September.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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