Buenos Aires – Reiseführer Teil 1

VORWORT

Eine Fußgängerzone, die sich über zehn Häuserblocks erstreckt, eine Hauptverkehrsstraße, für deren Überquerung man fünfzehn Minuten einplanen sollte und ein Fluss, der zwei Hauptstädte voneinander trennt, ohne dass man das gegenüber liegende Ufer erblicken kann.
Buenos Aires ist eine Stadt mit über 11 Millionen Einwohnern, wenn man die Vorortbezirke mit einbezieht und verfügt über Stadtviertel, von denen jedes einzelne seine Eigenart hat, während es in Montevideo kleiner und beschaulicher zugeht. Doch beide Städte haben ihren eigenen Charakter und Reiz. Dieses Buch soll helfen, sich zwischen Tango und Oldtimern zu Recht zu finden, ohne den individuellen Freiraum eines Reisenden einzuschränken.

Viel Spaß auf einer Reise an die Mündung des Río de la Plata.

  • Teil 1 – Einleitung und allgemeine Infos
  • Teil 2 – Buenos Aires
  • Teil 3 – Uruguay: Colonia del Sacramento und Montevideo
  • Teil 4 – Reisevorbereitung und weitere Informationen

Die argentinische Hauptstadt Buenos Aires hat durchschnittlich 1027 Sonnenstunden im Jahr, Berlin liegt zum Vergleich bei 581 und Rom bei 880 Sonnenstunden. In Tagen gerechnet kommt Buenos Aires auf 101 Sonnentage, in Montevideo scheint die Sonne durchschnittlich zwei Tage mehr pro Jahr.


Abends entspannt am Meer in einer Hängematte sitzen, bei fröhlicher, südamerikanischer Musik genüsslich einen Cocktail trinken und den Sonnenuntergang beobachten – das fällt in Buenos Aires leider weg. Die Stadt liegt zunächst einmal gar nicht am Meer, was man aber oft meinen könnte, sondern am Río de la Plata. Dieser ist so breit, dass man das andere Ufer nicht sehen kann, was den Eindruck erweckt, Buenos Aires wäre eine Küstenstadt. Zudem verfügt die Stadt über keinen Strandabschnitt und selbst wenn, könnte dieser nicht benutzt werden, da vom Baden im Río de la Plata leider ausdrücklich abgeraten und gewarnt werden muss.

Montevideo hingegen liegt nicht nur weiter im Norden, sondern auch im Osten und damit mehr am saubereren Atlantikwasser, wo die Strömung des Flusses keinen spürbaren Einfluss mehr hat. Somit ist in der uruguayischen Hauptstadt das Baden an den Stränden Playa Ramirez, Playa Pocitos, Playa Malvin (von West nach Ost) gut möglich. Lediglich die Sache mit der Hängematte wird hier immer noch nicht funktionieren, da die Strände erstens keinen Baumbestand haben und zweitens auch kaum für den Touristen erschlossen wurden. Strandbars oder Sonnenschirme sind hier gänzlich unbekannt. Je weiter man in Montevideo jedoch nach Nordost reist, umso breiter werden die Strandabschnitte, die meist von einer Promenade gesäumt sind.


Mit einer Kalebasse in der Hand und einem Bombilla zwischen den Lippen nähert man sich sehr dem Äußeren eines Südamerikaners. Kaum ein Argentinier oder Uruguayer, der nicht seinen Mate-Tee durch das metallene Trinkrohr aus dem Kalebasse genannten Behälter saugt. Ob beim Zeitunglesen, beim Spazieren oder beim Autofahren, der Mate-Tee ist ein ständiger Begleiter und selbst in Restaurants bringen die Gäste ihr Mate-Zubehör mit und bestellen höchstens noch das heiße Wasser um den Tee aufzugießen. Wer unterwegs ist, hat meistens noch eine Thermoskanne unter dem Arm. Für europäische Geschmäcker ist der Mate-Tee jedoch sehr gewöhnungsbedürftig und schmeckt ein wenig nach Nikotin. Erhältlich ist die Teemischung mit den grünen Kräutern der Yerba-Mate-Pflanze praktisch überall, nur eben nicht im Restaurant. Wer dort einen Mate-Tee bestellt, wird halt bloß heißes Wasser bekommen, weil man davon ausgeht, dass jeder seinen eigenen Tee bei sich hat.

Jeder dritte Argentinier lebt im Ballungsraum Buenos Aires, in Zahlen heißt das, dass von den rund 40 Millionen Einwohnern knapp 13 Millionen am Río de la Plata leben. Allerdings ist hier die Rede von der Agglomeration Buenos Aires, die auch kurz als GBA (Gran Buenos Aires) bezeichnet wird. Nimmt man die Vororte heraus, die sich bis zu 100 km am Flussufer entlang strecken, bleiben jedoch immer noch 2,7 Millionen, wobei in den letzten Jahren die Zahl ein wenig rückläufig ist und knapp unter der Dreimillionen-Marke blieb.

Die meisten Einwohner der Stadt, genauer gesagt 85% sind Nachfahren früherer Einwanderer, hauptsächlich aus Spanien, England, Frankreich, Deutschland und Polen. Einwohner aus den indigenen Völkern Argentiniens sind in der Hauptstadt so gut wie keine zu sehen, dafür müsste man sich in die Armenviertel rund um die Stadt begeben.

La Boca galt lange Zeit als das Einwandererviertel der Stadt in dem sich hauptsächlich Italiener niederließen, ähnlich wie im Viertel San Telmo und Palermo.

Im gesamten nördlichen Nachbarstaat Uruguay wohnen etwas mehr Einwohner als auf dem Stadtgebiet von Buenos Aires alleine, nämlich 3,3 Millionen Menschen. Davon ist fast jeder Zweite ein Hauptstädter, denn Montevideo bringt es auf eine Einwohnerzahl von rund 1,5 Millionen Menschen.

In Uruguay ist die Abstammungsrate europäischer Einwanderer mit 95% sogar noch ein wenig höher als in Buenos Aires. Mestizen und Afroamerikaner trifft man dementsprechend selten an.

Ab dem Jahr 1516 begann im heutigen Argentinien eine neue Zeitrechnung, als der Spanier Juan Díaz de Solís als erster Europäer das heutige Staatsgebiet erreichte. Zu dem Zeitpunkt reichte das Reich der Inkas bis in die nördlichen Regionen Argentiniens, wo noch heute die Guaraní leben. Die Stadt Buenos Aires wurde am 2. Februar 1536 von Pedro de Mendoza gegründet, der der Stadt den Namen „guter Wind“ gab. Das heutige Stadtviertel San Telmo gilt als Gründungsort, doch schnell kämpften die Ureinwohner gegen die Fremden von Übersee und zwar so erfolgreich, dass die Stadt fünf Jahre später wieder aufgegeben wurde. Erst im Jahr 1580 kam es zur Neugründung, die diesmal erfolgreicher war. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die mittlerweile stark gewachsene Stadt zur Hauptstadt des Vizekönigreichs Río de la Plata ernannt. Es dauerte nicht lang, als Engländer und Spanier beiderseits um die Stadt kämpften und am 25. Mai 1810 der amtierende Vizekönig von den Einwohnern vertrieben wurde. Der 9. Juli 1816 gilt als der Tag der Unabhängigkeit, der daraufhin noch heute ein gesetzlicher Feiertag ist. Im Jahr 1880 wurde Buenos Aires zur Hauptstadt Argentiniens erklärt und kurz darauf die größte Stadt Südamerikas. Zahlreiche Einwanderer, überwiegend aus Italien, kamen in den folgenden Jahrzehnten nach Buenos Aires. Im letzten Jahrhundert folgten schließlich ein niedergeschlagener Arbeiteraufstand und die Militärdiktatur im Anschluss an die perónistische Zeit, in der viele Argentinier verschleppt und nie wieder gesehen wurden.

In den 1990er Jahren gab es zwei schwere Bombenanschläge auf jüdische Einrichtungen, bei denen insgesamt über 100 Menschen ihr Leben verloren. Zudem begann die Wirtschaftskrise, die fünf Jahre andauerte und das gesamte Land kurzzeitig in ein Chaos stürzte. Seit 2005 erholt sich das Land und Buenos Aires wieder und im Jahr 2008 verlief zum ersten Mal in der argentinischen Geschichte der olympische Fackellauf auch durch Buenos Aires.

Die Vergangenheit von Montevideo klingt stellenweise ähnlich. Auch hier gilt das Jahr 1516 als wichtiges Datum der Anlandung europäischer Seefahrer. Nach mehreren Kämpfen auf Grund von Gebietsansprüchen zwischen Portugiesen und Spaniern kam es im Jahr 1726 zur Gründung der Stadt, die bis heute aber im Schatten des nahe gelegenen Buenos Aires lebt und in den vergangen Jahrhunderten mehrfach belagert und bombardiert wurde, auch von argentinischer Seite aus.

Das wohl größte Aufsehen in der Welt hatte Montevideo im Zweiten Weltkrieg, als das deutsche Kriegsschiff Admiral Graf Spee im Hafen ankerte und auf Befehl des Kapitäns drei Seemeilen vor der Küste Uruguays im Río de la Plata gesprengt wurde. Diese Tat diente dazu, ein weiteres und aussichtsloses Seegefecht mit den Briten zu vermeiden.

Stadtviertel

Das Stadtgebiet von Buenos Aires teilt sich in 48 Stadteile auf (Agronomía, Almagro, Balvanera, Barracas, Belgrano, Boedo, Caballito, Chacarita, Coghlan, Colegiales, Constitución, Flores, Floresta, La Boca, La Paternal, Liniers, Mataderos, Monte Castro, Monserrat, Nueva Pompeya, Nuñez, Palermo, Parque Avellaneda, Parque Chacabuco, Parque Chas, Parque Patricios, Puerto Madero, Recoleta, Retiro, Saavedra, San Cristóbal, San Nicolás, San Telmo, Vélez Sársfield, Versalles, Villa Crespo, Villa del Parque, Villa Devoto, Villa Lugano, Villa Luro, Villa Mitre, Villa Ortúzar, Villa Pueyrredón, Villa Real, Villa Riachuelo, Villa Santa Rita, Villa Soldati, Villa Urquiza). Rund um den Retiro und die Straße Florida wird das Viertel umgangssprachlich auch als Microcentro bezeichnet. Die wichtigsten touristischen Viertel sind Belgrano, La Boca (Tango, Fußball- und Arbeiterviertel), Palermo (Szeneviertel), Puerto Madero (Hafenviertel), Recoleta (gilt als edel), Retiro (Zentrum und Busbahnhof) und San Telmo.

Das wesentlich kleinere Montevideo hat dafür aber elf Stadtteile mehr. Da diese dementsprechend sehr klein sind, wird auf eine Aufzählung aller 59 Viertel verzichtet. Erwähnenswert sind jedoch Ciudad Vieja, Centro Montevideo, Barrio Sur, Aguada, Villa Muñoz, Cordon, Palermo, Parque Rodó, Pocitos, Punta Carretas, Buceo und Malvín. Die vier letztgenannten bilden große Teile des Küstenabschnitts während es sich bei den anderen um das Zentrum handelt.

100 km lang und 40 km breit ist Gran Buenos Aires, also das Stadtgebiet mit den Vororten und erstreckt sich genau am südlichen Rand des Rìo de la Plata. Damit liegt die Stadt ungefähr auf gleicher Höhe wie Kapstadt, Adelaide und Auckland. Trotz ihrer sehr südlichen Lage ist die Stadt aber genauso weit vom Äquator entfernt wie zum Beispiel Casablanca oder der Sonnenstaat Kalifornien. Geringfügig südlicher (!) liegt die Hauptstadt des nördlichen Nachbarlandes Uruguay. Montevideo befindet sich direkt am Mündungstrichter des Río de la Plata in den Atlantik, aber nicht genau gegenüber von Buenos Aires, sondern rund 150 km weiter im Osten. Da der Fluss in Richtung Südost fließt kommt es also dazu, dass Montevideo sogar minimal südlicher gelegen ist. Beide Städte sind sehr eben und haben keine nenenswerten Steigungen.

Beim Río de la Plata hingegen handelt es sich eigentlich nur um einen Zusammenschluss vom Rio Uruguay und dem Río Paraña, die kurz darauf in den Atlantik fließen.

Die Landessprache in beiden Staaten ist Spanisch. Allerdings ist die Aussprache wesentlich anders als im spanischen Mutterland. Nicht nur die geographische Trennung von Spanien, auch die späte Besiedelung der Region und die vielen Einwanderer aus anderen europäischen Staaten nahmen Einfluss auf das Spanisch rund um den Río de la Plata und genau deswegen wird dieser Akzent auch als Rio-de-la-Plata-Spanisch oder Rioplatensisch bezeichnet.

Mangelnde Sprachkenntnisse sind aber kein Hinderungsgrund für Verständigung. Kaum ein Argentinier wird es einem übel nehmen, wenn mal wieder eine Vokabel fehlt oder die Grammatik nicht stimmt: Body-Language.

In Banken, Behörden, im Tourismusbüro oder bei der Polizei wird, wenn auch nicht immer, Englisch gesprochen. Empfehlenswert ist das Mitführen eines kleinen Lexikons oder Sprachführers aus der Kauderwelsch-Reise des Reise Know-How Verlags.

Mauricio Macrio (geb. 08.02.1959) ist Gründer der Partei Compromiso para el Cambio und seit Dezember 2007 Bürgermeister der autonomen Stadt Buenos Aires. Die Wahl zum Bürgermeister findet von den Einwohnern direkt statt und Macrio konnte sie mit 45,6% gewinnen.

An der Spitze des Staates steht Cristina Fernández de Kirchner (geb. 19.02.1953), die ebenfalls im Jahr 2007 die Wahlen gewann, in diesem Fall zur Präsidentin Argentiniens. Die Rechtswissenschaftlerin hat damit die Nachfolge ihres Mannes, Néstor Kirchner, angetreten, der auf eine zweite Amtszeit verzichtete.

Argentinien hatte zu Beginn des Jahrtausends eine schwere Wirtschaftskrise durchlitten, von der sich das Land nur mühsam erholte. Doch seit 2005 ist es wieder auf dem Weg der Besserung, Demonstrationen sind in Buenos Aires aber dennoch auf der Tagesordnung. Meistens sind es jedoch nur kleinere Menschenansammlungen, die lautstark durch die Straßen ziehen.

Einen ebenfalls Deutsch klingenden Nachnamen wie die argentinische Präsidentin hat der Bürgermeister von Montevideo. Ricardo Ehrlich (geb. 04.11.1948). Anfang der 1970er Jahre hatte er Verbindung zu einer Guerillabewegung, die an die deutsche RAF erinnert und war daher ein Jahr in Haft. Anschließend ging er für lange Zeit nach Europa und unterstützte von dort den Widerstand gegen die uruaguayische Militärdiktatur. 1987 kehrte er in sein Heimatland zurück und wurde im Jahr 2005 mit 56% der Stimmen zum Bürgermeister gewählt.

Im selben Jahr fanden auch die Präsidentschaftswahlen statt, bei denen Ehrlichs Vorgänger, Tabaré Vázquez (geb. 17.01.1940), zum Staatsoberhaupt gewählt wurde.

Uruguay ist wirtschaftlich eines der stärksten Staaten Südamerikas, das Hauptexportgut sind landwirtschaftliche Produkte. Beide Städte, sowohl Montevideo als auch Buenos Aires, haben zwei große internationale Seehäfen, die einen großen Teil zum Im- und Export beisteuern.

Alleine schon die Tatsache, dass die meisten Argentinienreisenden in Buenos Aires ankommen oder abfliegen, macht die Stadt zu einem wichtigen Drehkreuz für Touristen. Natürlich ist nicht alles in der Millionstadt sehenswert und es gibt Stadtviertel, die besser gemieden werden sollen. Doch es gibt organisierte Busfahrten zu den wichtigen touristischen Vierteln, Souvenirläden und im Zentrum mehr als nur ein Touristenbüro. Leider wird aber von den Oficina de Turismo nicht die gesamte Region um den Río de la Plata touristisch vorgestellt, dabei wäre eine Zusammenarbeit zwischen den drei Städten Buneos Aires, Montevideo und Colonia del Sacramento sinnvoll. Letztere steht auf der Unesco-Liste der schützenswerten Weltkulturerben und gehört bei einem Aufenthalt in der Region zum Pflichtprogramm. Montevideo hingegen lockt nicht sehr viele Touristen in die Stadt, hier stehen mehr die Atlantikstrände in unmittelbarer Umgebung im Vordergrund.

Tipp: www.turismo.gov.ar

In Uruguay gehören zwei von drei Einwohnern der katholischen Religion an. Die Übrigen teilen sich auf in den protestantischen Glauben oder gehören zu einer afro-brasilianischen Religion. In der Hauptstadt gibt es zudem eine kleine jüdische Gemeinde.

Wesentlich mehr Katholiken gibt es auf der anderen Flussseite in Buenos Aires. Dort sind es weit über 90%, die dem katholischen Glauben angehören und jeweils zwei Prozent gehören zu den Protestanten und dem Judentum. Dennoch, und das ist besonders schade, wird vor kirchlichen Einrichtungen nicht immer Rücksicht genommen. Die Kathedrale von Buenos Aires ist beispielsweise an vielen Stellen mit Graffiti verschmiert.

Beim Thema Kultur in Argentinien fällt einem meist sofort der Tango ein und das zu Recht. Beide Uferseiten des Río de la Plata gelten als der Ursprungsort des berühmten Tanzes. Entstanden ist er im Laufe der Zeit durch die zahlreichen Einwanderer aus dem europäischen und afrikanischen Raum. Es gibt also keine Einzelperson, auf den der Tango zurück zu führen wäre. Das typischste Musikintrument im Zusammenhang mit dem Tango ist das Bandoneon, einer Art Ziehharmonika, welches von deutschen Einwanderern in den Tango mit eingebracht wurde. Durch die Entstehung des Tanzstils in den Armenvierteln von Montevideo und Buenos Aires hatte der Tango es schwer, sich zu etablieren. Erst zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde der Tango auch in Europa berühmt und hat sich schließlich auf der gesamten Welt verbreitet.

Ein weiterer kultureller Höhepunkt ist das Theater Colón, in dem unter anderem schon Persönlichkeiten wie Richard Strauss, Luciano Pavarotti und Enrico Caruso auftraten. Leider ist dieses legendäre Theater schon seit dem Jahr 2006 wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Der ursprünglich geplante Fertigstellungstermin zum 100. Geburtstag am 25. Mai 2008 konnte jedoch nicht eingehalten werden und nun ist eine Wiedereröffnung erst für das Jahr 2010 geplant.

Der internationale Film spielt in Argentinien und Uruguay eine eher untergeordnete Rolle. Argentinien konnte zwar auf der Berlinale 2007 mit dem Werk „Der Andere“ im Jahr 2007 punkten, Uruguay hingegen ist erst seit Beginn des 21. Jahrhunderts aktiv im Filmgeschäft tätig.

Eine ganz andere Form der uruguayischen Kultur findet sich dafür aber besonders in Colonia del Sacramento. Automobile aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts sind dort keine Seltenheit und werden, anders als in Deutschland, nicht als Sammelobjekt betrachtet, sondern als Alltagsgegenstand genutzt. Über einen Chevrolet aus den 1930er Jahren oder über eine Tin Lizzy (Ford T-Modell) darf man sich in Uruguay nicht wundern, sie gehören zum alltäglichen Straßenbild.

Das Bildungssystem in Uruguay ähnelt dem in Deutschland. Zwar beträgt die Schulpflicht nur neun Jahre, die sich aber auf drei Bildungsstufen, beginnend bei der Grundschule, verteilen. Außerdem liegt das Bildungsniveau weitaus höher als in anderen südamerikanischen Staaten, so schnitt das Land beispielsweise bei der Pisa-Studie 2005 besser ab als Argentinien. Dort gibt es zwar eine zehnjährige Schulpflicht, doch es existitert ein enormes Bildungsgefälle zwischen Stadt- und Landbewohnern. Die größte Universität Argentiniens befindet sich in Buenos Aires und bietet Platz für 400.000 Studenten.

Will man das Thema Sport in Argentinien und Uruguay in einem Wort zusammenfassen, so lautet dieses: Fußball. Die erste Fußballweltmeisterschaft wurde 1930 in Uruguay ausgetragen, wobei sämtliche Spiele in Montevideo stattfanden. Das Endspiel gewann der Gastgeber mit einem 4:2 über das Nachbarland Argentinien.

Ein besonderes Ereignis ist in Argentiniens Hauptstadt das Superclásico, welches mehr als nur ein Fußballspiel ist. Es treten die beiden Mannschaften der Hauptstadt an: Boca Juniors in La Boca sowie River Plate aus dem Stadtteil Nuñez, obwohl letzterer ebenfalls seine Ursprünge in La Boca hat. Doch River Plate gilt mittlerweile als elitärer Verein, während Boca Juniors als die Mannschaft des Arbeiterviertels gilt. Noch heute hat Diego Armando Maradona seinen festen Platz im Stadion und ist nicht selten beim Superclásico anwesend. Dieses eine Spiel fesselt die gesamte Nation, da über 90% der Argentinier entweder Fan von der einen oder der anderen Mannschaft sind und somit die übrigen Vereine eine eher untergeordnete Rolle spielen.

Nicht ganz so eine große Aufmerksamkeit, aber dennoch sehr beliebt ist in Argentinien der Rugbysport. Los Pumas ist der Spitzname der Nationalmannschaft, die bei der Weltmeisterschaft 2007 den Favoriten und Gastgeber Frankreich überraschend schlug.

Selbstverständlich haben auch in Buenos Aires und Montevideo nordamerikanische Fast-Foodketten Einzug gehalten. So gibt es alleine rund um die Haupteinkaufsstraße Florida mehr als ein halbes Dutzend Burger King- und McDonald’s-Filialen. Doch durch die vielen Einwanderer finden sich auch Speisen anderer Nationalitäten besonders in der argentinischen Hauptstadt, wie zum Beispiel deutsche oder polnische Restaurants.

Als typisch argentinische Speise kann man wohl das Grillfleisch betrachten, hauptsächlich Rindfleisch landet dabei auf dem Rost. Zur Vorspeise oder auch als so genanntes Fingerfood kann man die kleinen Teigtaschen namens Empanada probieren. Sie sehen aus wie Kuchenteilchen, sind aber frittierte oder gebackene Teigtaschen mit einer leckeren Fleisch- oder Gemüsefüllung. Diese gibt es in fast jedem Imbiss, Vegetarier sollten jedoch vorher fragen, ob sie con carne (mit Fleisch) sind, da man dies vorher nicht erkennen kann.

Eine weitere Spezialität Argentiniens sind Backwaren. Zahlreiche verschiedene Formen, Füllungen, Geschmacksrichtungen haben die Gebäckstücke, die auf einem Backblech aneinanderkleben und für umgerechnet zehn Cent das Stück probiert werden können. Allerdings muss man sich die in fast allen Fällen selber kaufen, denn in Hotels und Hostels besteht das Frühstück zumeist aus kleinen und einfachen Croissants oder getoasteten Baguettescheibchen. Als Aufstrich gibt es dazu Dulce de Leche, eine Art süße Karamellcreme, die in Südamerika weit verbreitet ist.

Bei einem Grillabend bietet sich entweder echter argentinischer Wein oder alternativ ein gekühltes Bier an. Berühmt ist hier die Marke Quilmes, doch gelegentlich stolpert man auch über Werbeschilder mit dem Aufdruck Warsteiner. Nationalgetränk hingegen ist jedoch der bereits erwähnte Mate-Tee.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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